Ins unreine geschriebene Gedanken.
Unterhaltung mit einer Freundin:
„Merkt euch mal den 6. März vor, da feiert A. Kindergeburtstag.“
„Okay. Hat er spezielle Wünsche?“
„Wir haben so eine Geburtstagskiste im Kaufhaus zusammengestellt.“
„Ah, das macht es leichter für die Gäste!“
„Naja, für die Mütter der Gäste.“
„Also hier kann es durchaus passieren, dass der Liebste die Geschenke für den Kindergeburtstag kauft“
„Ja, bei *euch*…“
Es folgte noch ein Lamento darüber, dass ihr Mann, der im Nachbargebäude meines Büros arbeitet, die Einladung mir nicht geben konnte, sondern sie auf dem Heimweg nun eine Schleife fährt, um sie uns in den Briefkasten zu schmeißen. Mein Hinweis auf maternal gatekeeping wurde mit männlicher Stoffeligkeit gekontert.
Es gab in den letzten Tagen auf umstandslos.org zwei Blogposts, die kolportierten, dass selbst feministische Väter noch zu wenig beitrügen. Darauf hat Marrus schon sehr treffend geantwortet
Ich frage mich seit geraumer Zeit, weil ich immer wieder das Gefühl gegeben bekomme, mich, unsere Familie, diese Art, Familienleben zu organisieren sei eine einmalige Ausnahme, total undenkbar für den Rest der Welt (spoiler: natürlich nicht, siehe z.B. Marrus), was ich/wir eigentlich so anders machen, dass es so funktioniert, wie es funktioniert. Denn genauso, wie uns viele andere für Aliens halten, so kann ich nur sehr bedingt nachvollziehen, wie es dazu kommt, dass so viele Feministinnen Frauen sich plötzlich in alten Rollenklischees wiederfinden, wenn Kinder ins Spiel kommen. Und sich irgendwann verwundert die Augen reiben. Huch, wie bin ich denn hier reingeraten. So wollte ich doch nie werden…
Und ich kann noch so viel nachdenken, beobachten, hinterfragen, am Ende komme ich immer wieder auf eine Antwort, die vielen Feministinnen nicht gefallen wird: Verdammt noch mal, ihr habt es geschehen lassen. Halb zog er sie, halb sank sie hin.
Ja, auch ich prangere systematische Missstände an. Nein, es lässt sich nicht alles auf der individuellen Ebene lösen. Aber ich finde es wirklich nicht sonderlich glaubhaft, dass eine Partnerschaft mit der Ankunft von Kind(ern) sich von gleichberechtigt auf klassische Rollenverteilung verwandelt, weil *einer* halt nicht mitmacht. Da gehören immer zwei dazu. Sorry, not sorry.
Und sprechen wir doch auch mal über die Dinge, wo die Männer vielleicht das Gefühl haben, da wird sich auf ihren Einsatz unhinterfragt und unausgesprochen verlassen. Es ist nämlich nicht so, dass nur ich akzeptieren muss, dass der Liebste bestimmte Dinge anders regelt als ich. Aus logistischen Gründen ist es das einzig sinnvolle, dass ich zu Hause bin, wenn ein Handwerker kommt. Das Problem: Die nehmen mich nicht ernst. Die machen irgendwas, aber nicht das, was ich ihnen sage. Und am Ende motzt der Liebste auch noch rum, weil es nicht das ist, was wir wollten. Das hab ich mir jetzt 4 1/2 Jahre angeschaut und bin zum Entschluss gekommen, dass ich nicht überall die toughe Durchsetzungsstarke geben muss. Also hab ich dem Liebsten gesagt, dass ich mich ab sofort weigere, mit Handwerkern zu reden. Ja, das hat etwas an meinem Emanzenstolz genagt, ich gebe es zu. Nur leider „erlaubt“ der Liebste es nicht. Weil er nämlich für diese Handwerkertermine den ganzen Tag frei nehmen müsste. Ich hingegen kann schnell aus dem Büro nach Hause düsen, mich vom Handwerker verarschen lassen und bin 30 min später wieder am Schreibtisch. Also wird der Liebste jetzt damit leben müssen, dass Reparaturen nicht immer in unserem Sinne ausgeführt werden.
Dafür muss ich damit leben, dass die Treppe total vollgemüllt ist mit Jacken, Schuhen, Mützen, Post, irgendwelchem Kram, wenn er die kleinen Menschen abgeholt hab und ich später nach Hause komme.
So ist das halt, wenn mehrere Menschen zusammenleben. Kompromisse machen muss man immer. Aber man sollte sich sehr früh in einer Beziehnung darüber im klaren sein, welche Kompromisse man bereit ist zu machen und welche nicht. Und das von Anfang an auch klar kommunizieren. Das Gegenüber kann nämlich keine Gedanken lesen. Und die eigenen Bedürfnisse klar, deutlich und unter Umständen unnachgiebig (!) formulieren hat im Übrigen nichts mit „den Partner erziehen“ zu tun, sondern das ist schlicht Beziehungsarbeit.