Nach einer trockenen in einem richtigen Bett bauten wir das Zelt auf dem kleinen Rasenstück vor dem Haus auf und rieben es von innen mit dem Handtuch trocken, da sich ein regelrechter See gebildet hatte. Von außen übernahm die Sonne diesen Job. Außerdem steckten wir unsere total verdreckten Klamotten in die Waschmaschine und gingen erstmal bei Safeway einkaufen. Nach einem ausgedehnten Frühstück machten wir einen kleinen Spaziergang zum Hostel-Office, um die Seakayaking-Tour vollends klar zu machen, was sich schwieriger als erwartet erwies. Am Ende buchten wir bei einem anderen Unternehmen. Das Zelt war inzwischen getrocknet und wir konnten mit dem Abdichten der Nähte beginnen, wovon ich am Abend noch einen silikonbeschichteten Zeigefinger hatte. Danach konnte den Liebsten nichts mehr halten und wir machten uns auf ins Alaska Sealife Center. Jede Menge Fische, Vögel und Seelöwen. Vor allem die Vögel waren beeindruckend, wie sie unter Waser „flogen“.
Aber auch die auf dem Rücken schwimmenden Selöwen waren ein fesselnder Anblick.
anschließend durften wir einen Blick hinter die Kulissen des Centers werfen und hörten und sahen eine Menge über die wissenschaftliche Arbeit, die dort gemacht wird.
Zum Abendessen gab es eine King Crab, die wir zuvor in noch lebendigem Zustand anfassen durften. Makabre Angelegenheit, aber extrem lecker!
Der nächste Tag war einer dieser Tage, an denen man besser im Bett bleibt. Eigentlich wollten wir den Shuttelbus zum Exit Glacier nehmen, um dort dann eine von den Exit Glacier Guides geführte Gletscherwanderung zu machen. Aber da es schon wieder in Strömen regnete, beschlossen wir doch mit dem Mietwagen zum Gletscher zu fahren. da zum verabredeten Zeitpunkt niemand dort auftauchte, der nach einem Guide aussah, begannen wir uns schon ein wenig Sorgen zu machen. Als das nächste Shuttle dort ankam, fragten wir den Fahrer, was denn mit unserer Tour sei und er erklÄrte uns, dass der Treffpunkt doch in Seward im Büro sei und nicht am Gletscher. So ein Schiet! Also fuhren wirzurück nach Seward. Dort erklärte uns der Guide, dass wir die Tour nun auf morgen verschieben müssten. Da wollten wir zwar eigentlich das seakayaking machen, aber das waru aufgrund des Windes sowieso eine unsichere Angelegenheit und den Glacierhike wollte ich unbedingt machen. Also gingen wir zu der Kayak-Company und fragten, ob wir die Kayaktour nicht auch heute machen könnten. Im Prinzip kein Problem, hieß es, wenn sich das Meer bis 15:30 Uhr ein wenig beruhigen würde.
Bis dahin war noch ein wenig Zeit und so fuhren wir nach Lowell Point um ein wenig spazieren zu gehen. Immer wenn wir zu Fuß unterwegs sind, wird es feucht… War trotzdem ein schönes Erlebnis. Tolle verrückte Häuser am Strand
und dank des Liebsten andauerndem Mangel an „Kleingeld“ (so nennt er sein Bargeld…) gestaltete sich die Parkplatzsuche etwas schwierig (warum ich kein Geld dabei hatte, lässt sich 9 1/2 Jahre später leider nicht mehr rekonstruieren).
Zurück in Seward erfuhren wir, dass die Kayaktour leider nicht stattfinden könne und so verbrachten wir den Rest des Nachmittags in einem witzigen Cafe auf der anderen Straßenseite.
Am nächsten Morgen starteten wir nach einem gemütlichen Frühstück einen zweiten Versuch mit den Exit Glacier Guides, diesmal erfolgreich. Nach etwa einer Stunde Zustieg erreichten wir den Gletscher über seine linke Seitenmoräne, als wir den offiziellen Trail verließen kam von unserem Guide Brandon die kurze Zwischenfrage „Waterproof boots?“ als er auf einen kleinen Bach abbog. Auf meine Gegenfrage „What have happened if not?“ sagte er: „You would have got wet feet!“ Wir hatten also tatsächlich eine Tour gebucht, wo man nicht zwangsläufig satt und zufrieden nach Hause geht, stattdessen scheint ein bisschen Abenteuer und allfällige Unanehmlichkeiten hier kein Problem zu sein. Aber wir hatten vorher ja auch unterschrieben, dass wir „emotionale Verletzungen“ in Kauf nehmen würden.
Der Zustieg erfolgte durch einen sehr dichten Wald, von wo aus man den Gletscher nicht sehen konnte und man fragte sich unwilkürlich, wie eine so üppige Vegetation so nah an einem Gletscher möglich ist. Der Abstieg von der Seitenmoräne zum Gletscherrand war etwas abenteuerlich, da der Untergrund natürlch aus sehr losem feinen Schutt bestand. Wir legten die Steigeisen an und ab gings auf den Gletscher. Das blaue Licht von unten war wirklich beeindruckend. Da kein Schnee auf dem Gletscher lag (man also alle Spalten sehen konnte) konnten wir ohne Seil dort oben herumturnen. Wir überquerten einige Gletscherspalten
und stiegen schließlich herab in eine breite Rinne, wo wir dann noch ein bisschen Steilwandklettern übten.
Der Liebste ist laut Brandon ein „natural“. Das Wetter war leider eher unangenehm, es regnete die meiste Zeit recht heftig.
Auf der Innenseite der Moräne und auf dem Gletscher wehte zudem noch ein eisig kalter Wind. Der Abstieg war bis auf ein ziemlich unerschrockenes Murmeltier ziemlich ereignislos. Und: wir haben noch immer keinen Bären gesehen.
Wir machten uns dann auf den Weg nach Norden, aber darüber dann demnächst mehr