Pterodactylus

Hier im Rheinland wird ja Karnelval gefeiert. Mir wird das wahrscheinlich immer fern bleiben, aber der große kleine Mensch ist natürlich, wie alle Kinder, Feuer und Flamme. Und irgendwann im Herbst kam der Wunsch nach einem Tyrannosaurus Rex Kostüm auf. Nach dem Säbelzahntiger vom letzten Jahr, wo ich einfach einen orangen Schlafanzug mit weißem Bauch genäht habe und wir an eine gekaufte Tigermütze Säbelzähne gebastelt haben, eine echte Herausforderung. Von Burda gibt es sogar ein Schnittmuster, welches durchaus nach einem Tyrannosaurus aussieht.2014-02-26 15.41.40 Im Laufe des Winters wandelte sich der Wunsch allerdings hin zu einem Pterodacylus. Also recherchierte ich mal ein bisschen, wie denn so ein Pterodactyluskostüm aussehen könnte.

Das Schnittmuster war auf jeden Fall ein guter Anfangspunkt. Statt Schwanz bekam der Overall nun also Flügel. Dafür habe ich die Länge der Ärmel und die Rumpflänge gemessen, ein Dreieck aus Organza mit den Maßen ausgeschnitten und die offenen Kanten mit einem Rollsaum mit der Overlock versäubert. Beim nähen der Seitennähte und der Ärmelnähte habe ich dann die Organzaflügel mitgefasst.

Die Schnauze des Kopfes habe ich nach vorne hin zu einem Schnabel verlängert. Außerdem habe ich den mittleren Teil aus gelben Stickfilz statt dem grünen Polyesterstoff zugeschnitten. Zusäztlich habe ich dann noch in die obere Teilungsnaht, die das Mittelteil hinten hat, ein kleines Horn eingesetzt. Ausgestopft wurde das ganze dann mit Unmengen an Füllwatte.

Das dööfste war dann das Annähen des Kopfes an die Kapuze. Da ich die Burda-Anleitung nochelant ignoriert hatte, weiß ich nicht, ob  ich um die Handnaht herumgekommen wäre, aber es ging erstaunlich schnell.

Durch das Verlängern der Schnauze hat der Kopf allerdings etwas übergewicht nach vorne bekommen. 2014-02-22 14.48.09Das habe ich dann durch einnähen eines Gummibandes hinten in die Kapuze beheben können.2014-02-27 21.13.592014-02-27 07.57.31-2

Alles in allem war das Nähen echt easy, auch der Kopf war überhaupt keine Hexerei. Wenn man ein einigermaßen gutes Gefühl für 3D hat, was man ja im Laufe der Nähkarriere bekommt, dann sind sogar Schnittmusteränderungen keine Rocket Science.

MeMadeMittwoch in Kniebundhosen

Ich hatte ja mal behauptet Hosen und ich, das würde nichts mehr. Was soll ich sagen: Ich hab einer Hosen dann doch nochmal eine Chance gegeben. Als eine meiner Lieblingskaufhosen unrettbar kaputt war beschloss ich, sie auseinander zu nehmen und den Schnitt zu kopieren. Außerdem hatte ich plötzlich so eine Vision eines Gesamtoutfits, das leider mangels passendem Jacketschnitt leider noch warten muss… Mir schwebt da ja das Jacket Simplicity 4736 vor. Susi hat mir den Vintage-Schnitt auch schon ausgeliehen, allerdings ist der mir leider viel zu klein. Statt vergrößern ist der Plan, direkt einen Schnitt nach meinen Maßen zu konstruieren, aber da fehlen noch Ärmel und Kragen… Nun also erstmal Hose und Schuhe in einer etwas anderen Kombi als das, was mir vorschwebte:miriam140226-012

Ich hab etwas gezögert, die Blümchenschuhe ins Büro anzuziehen, aber in Kombination mit der Hose konnte ich nicht wiederstehen. (Seit 20 Jahren träume ich von diesen Schuhen! Und als ich die Idee mit dem Hosenanzug hatte, waren diese Schuhe von Anfang Teil meiner Vision. Also habe ich sie kurzerhand gekauft, auch wenn ich sie danach beim Schuster überm Spann weiten lassen musste). Die Reaktionen der Kollegen waren unterschiedlich. Die meisten machten einen positiv überraschten Eindruck, einer fragte, ob schon Karnelval sei. Die Frage, ob mein Chef mich schon „so“ gesehen habe, fand ich dann allerdings doch etwas irritierend. Ja, mir ist klar, dass ich so unter den anthrazitfarben beanzugten Männern noch mehr auffalle, als sowieso schon. Die Hosen sind nicht zu kurz, der Ausschnitt nicht zu tief und auch ansonsten sehe ich formal keinen Anhaltspunkt für „geht gar nicht“. Okay, die Schuhe haben keine Stahlkappen, im Falle des Falles müsste ich diese also gegen echte Sicherheitsschuhe austauschen (die aber leider keine Blümchenmuster haben), und das ganze Outfit ist vielleicht ein bisschen ausgefallen. Aber dass es soooo provoziert?

Aber zurück zur Hose: Nach wie vor glaube ich, dass es für mich keine perfekt sitzenden Hosen geben wird. Sobald ich mich auch nur ein bisschen bewege, mich hocke, mich setze, Fahrrad fahre, halt so ganz normal Dinge, die man eben so tut, merke ich, dass die Schrittnaht einen entscheidenden Freiheitsgrad wegnimmt, um in allen Lebenslagen das perfekt sitzende Kleidungsstück sein zu können. Aber diese Hose sitzt so perfekt, wie eine Hose eben sitzen kann.miriam140226-013

Ich kann mir durchaus vorstellen, eine weitere Hose aus ganz dünnem Jeansstoff nach dem Schnitt zu nähen, die übers Knie geht. So als casual Sommerhose. Oder eine lange Hose, dann natürlich ohne den Bund an den Beinen.miriam140226-017

Was auf jeden Fall ein großer Fortschritt bei der Passform im Vergleich zur selbstkonstruierten Maßhose ist: der Formbund. Damit werde ich auf jeden Fall weiter experimentieren.miriam140226-016

Und weil ich ja eine Kaufhose kopiert habe, habe ich auch die Versäuberung des Bundbeleges abgekupfert: miriam140226-019Statt die Nahtzugabe nach innen einzuschlagen und dann von außen im Nahtschatten festzunähen, habe ich den Beleg unten mit Schrägband versäubert und ohne einschlagen von außen festgenäht. Ist voll praktisch, weil ich nämlich ansonsten immer mindestens einmal den unteren Teil, der festgenäht werden soll, nicht mitfasse. So sieht es sehr viel sauberer aus, obwohl es einfacher in der Verarbeitung ist. Mache ich jetzt immer so!

Ich finde die Hose super, auch wenn es heute bei Twitter schon Lästereien über kurze Hosen (in der aktuellen Ottobre) gab. Was die Lästerschwestern und andere an diesem Mittwoch so tragen seht ihr wie immer beim MeMadeMittwoch. Und falls ihr noch eine andere tolle kurze Hose sehen wollt, schaut euch doch mal Frifris Lieblingsstück 2013 an.

Den Stoff habe ich bei meiner „kleinen“ Einkaufstour mit Antonia auf dem Stoffmarkt gekauft. Es ist eine recht dicke, warme Baumwoll-Kaschmir Mischung mit Fischgrätmuster. Un weil es der Rest auf dem Ballen war, habe ich ziemlich viel geschenkt bekommen. Es ist also noch genug da für ein Jacket und noch einen Rock.

MeMadeMittwoch im Geburtstagskleid

Bevor ihr jetzt alle losstürmt und mir gratulieren wollt: Der Geburtstag ist schon ein paar Wochen her… Aber an dem Abend haben wir es vor lauter tollen lieben Gästen versäumt, Fotos zu machen und danach war irgendwie immer was anderes. Gestern abend z.B. musste ich ganz dringend „The Great British Sewing Bee“ schauen. Aber dazu ein anderes mal mehr, dieses Format ist wirklich einen eigenen Blogpost wert!

miriam140219-004Nun also zu meinem Geburtstagskleid. Ich habe seit langen nochmal meinen Geburtstag mit mehr als 5 Gästen gefeiert. Und hatte so Mitte Januar auf einmal plötzlich das Verlangen nach einem angemessenen Kleid. Auf Twitter gab es auch durchaus tolle Vorschläge, zum Beispiel landete so das Galaxy Rip-off Dress von Vogue auf meiner To-Sew Liste. Doch plötzlich war da der Gedanke an einen Bubikragen in meinem Kopf und eine Google-Bildersuche führte mich dann zu einer abgewandelten Version meiner Vision. Also bastelte ich mir kurzerhand aus dem Oberteil meines Kleidergrundschnittes und einem halben Tellerrock ein Schnittmuster zusammen.miriam140219-006 Den Kragen habe ich dann freihand gezeichnet, allerdings beim ersten Versuch den Fehler gemacht, die Nahtzugabe zu vergessen… Dadurch überlappte sich der Kragen nicht mehr. Nunja, ich hatte zum Glück noch genug Stoffrest von diesem Kleid, so dass ich den Kragen nochmal zuschneiden konnte.miriam140219-008Beim Saum half mir dann auch Google weiter, denn einen Tellerrock zu säumen ist etwas tricky. Aber hier fand ich 20 verschiedene Varianten für runde Säume. Und damit auch endlich mal eine Idee, wie ich Häkelborte verwenden könnte!miriam140219-009Ich denke, ich könnte die Seitennaht an der Taille noch je 1cm enger machen. Ich habe den normalen Kleidergrundschnitt für Webware genommen, der ja ein paar cm Bequemlichkeitszugabe hat. Da ich das Kleid aber aus Romanit genäht habe, wäre ja eher eine negative Zugabe angezeigt gewesen.miriam140219-003Antonia hat auch eine sehr schöne Variante für ihre Freundin genäht. Ich hoffe, die Freundin weiß das zu schätzen, auf jeden Fall hat Antonia unendlich viele Karmapunkte für dieses tolle Geschenk verdient! So toll in all den Details, wow!

Juli präsentiert uns beim MeMadeMittwoch heute auch ein eher frühlingshaftes Outfit. (Ich bin übrigens wahrscheinlich die Einzige, die überhaupt keinen Impuls verspürt, das Tina-Kleid zu nähen…)

Me Made Mittwoch – Gertie Kostüm

Ich hatte ja versprochen, noch mehr zu dem Kostüm zu erzählen, welches ich parallel zum Weihnachtskleid genäht habe.Miriam140204-001Das Jacket ist das gleiche wie schon mein erstes Jacket – ein Suit Jacket nach Gertie. Da es beim ersten Versuch ja nach Annähen der Schößchenbelege plötzlich zu eng war, habe ich mal die Schnittteile für Vorder- und Rückenteil und die Belege verglichen. Und der Rückenbeleg war locker 2 cm kürzer als das Rückenteil. Ob das durch meine Änderungen kam oder schon beim Original so ist, kann ich nicht mehr ganz nachvollziehen, das werde ich bei Gelegenheit mal prüfen. Also habe ich mir ein neues Schnittteil für den Beleg gebastelt, allerdings habe ich im wesentlichen einfach die fehlenden 2 cm angesetzt. Bei der Anprobe dann der Schreck: Es war zwar nicht so krass zu eng wie beim ersten Mal, aber doch zu eng. Also bei den Abnähern noch was rausgelassen. Wenn ich die Jacke nochmal nähe, dann werde ich den Beleg wirklich komplett vom Schnitteil für den Oberstoff abnehmen.

Der Rock ist der Scalloped Waist Skirt auch aus dem Gertie-Buch. Allerdings habe ich noch Nahttaschen eingearbeitet. Bei einem seitlichen Reißverschluss. miriam131221-008Jawohl! Ich bin ein bisschen stolz auf mich, dass ich das hinbekommen habe. Da muss man sich nämlich schon ein bisschen das Gehirn verknoten, wie man den Reißverschluss einnäht (der vordere Teil des Reißverschluss ist zum Teil am vorderen seitlichen Rockteil und teilweise am hinteren Taschenbeutel festgenäht. Der hintere Taschenbeutel wiederum ist zum Teil am Reißverschluss, zum Teil aber am hinteren seitlichen Rockteil festgenäht. Alles klar?). miriam131221-012Die Taschen habe ich komplett aus silbernem Futter gearbeitet, und sie sperren im Sitzen schon sehr auf. Würde ich beim nächsten mal also entweder komplett oder zumindestens die Kanten aus Oberstoff arbeiten. Für diese Version habe ich das hervorblitzen des silbernen Futters als Feature definiert…miriam131221-009Was ich hingegen noch richtig richtig doll üben muss: Mein Taillenmaß richtig ausmessen und die richtige Größe zum zuschneiden auswählen. Nach Maßtabelle war mir der Rock 5 cm zu eng. Auch nach Ausmessen der Schnittteile kam das gleiche Ergebnis raus. Also habe ich in der Taille an allen Schnittteilen auf jeder Seite 0,5 cm zugegeben. Machen zusammen 6 cm. Nun war der Rock viel zu weit. Habe ich bei der ersten Anprobe schon gemerkt und die 6 cm wieder rausgenommen. Da der Bund ja so geschwungen ist und der Bundbeleg in einem Teil zugeschnitten wird, musste ich das Schnittteil für den Beleg also auch einmal weiter machen, um es dann ein zweites Mal im Original nochmal zuzuschneiden. (Notiz für mich: Sowas immer erst NACH der ersten Anprobe zuschneiden!). Leider ist der Rock noch immer etwas zu weit. Miriam140204-011Ich muss da wirklich nochmal ran. Dummerweise wird sich nur beim engermachen der Bogenverlauf verschieben, so dass ich den Beleg dann wohl ein drittes mal neu zuschneiden müsste. Deshalb überlege ich ernsthaft, ob ich die Bögen einfach kurzerhand abschneide. Das schlägt Gertie in ihrem Buch ja als Variation sogar vor. Ich habe in den Bund Stäbchen eingearbeitet, um die Bögen am Einrollen zu hindern und bin überrascht, wie bequem das ist. Ich hatte befürchtet, dass die pieksen, tun sie aber nicht. Im Prinzip finde ich die Bögen wirklich toll, aber für eine erste Version empfehle ich dringend, einen geraden Bund zu wählen und wenn man mit der Passform zufrieden ist, kann man beim nächsten Mal die Bogenvariante nähen. Alles andere strapaziert einfach nur die Nerven.

Ob andere auch solche Kämpfe mit halbgaren Schnittmustern ausfechten, könnt ihr euch wie immer beim Me Made Mittwoch anschauen