Heute erzählte ich einer Person davon, dass in meinem Freundeskreis ein Kind an Leukämie gestorben sei und dass der Mann sich, als wir von der Erkrankung des Kindes erfuhren, sofort bei der DKMS als potentieller Knochenmarksspender hat typisieren lassen (ich war da bereits schon seit langem typisiert). Daraufhin meinte die Person, dass man sich ja vor Augen führen müsse, dass so eine Stammzellspende nicht ganz ungefährlich sei, schließlich gebe es bei der Knochenmarksentnahme aus dem Beckenkamm ein Infektionsrisiko und bei der peripheren Stammzellspende würde einem ja 5 Tage lang ein Wachstumsfaktor gespritzt, da wisse man ja auch nichts über die Langzeitfolgen. Das sei ihr aus homöopathischer Sicht alles nicht geheuer, deshalb käme für sie eine Stammzellspende nicht in Frage.
Eine solche Einstellung macht mich einfach sprachlos, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich saß da und konnte einfach nichts dazu sagen, obwohl ich mich innerlich unglaublich aufregte. Da wird mit dem totalen Hokuspokus eine menschenfeindliche Haltung sondergleichen begründet. Hallo, da geht es darum, dass man potentiell einem todkranken Menschen das Leben retten könnte, und diese Person macht sich Gedanken darüber, dass eine Stammzellspende vielleicht kleinere Unannehmlichkeiten für sie bedeuten könnte und lehnt diese deshalb für sich ab.
Immerhin bin ich bei der Impfdiskussion, die ja in diesen homöopathisch angehauchten Kreisen auch immer wieder gerne geführt wird, mittlerweile nicht mehr so sprachlos. Zum einen wegen des leukämiekranken Kindes, dessen einziger lebensnotwendiger Schutz vor vielen Infektionskrankheiten die möglichst totale Durchimpfung der Bevölkerung war. Dieses Kind konnte aufgrund der Leukämie nicht geimpft werden, aber aufgrund der Chemotherapie war es eben auch sehr anfällig für Infektionen. Nur dadurch, dass so fiese Sachen wie Diphterie, Tetanus, Masern,… so gut wie ausgerottet sind in Deutschland, hatte dieses Kind einen sogenannten Herdenschutz. Zum anderen wurde in meiner zweiten Schwangerschaft festgestellt, dass ich eine zweifelhafte Immunität gegen Rötelviren habe. Ziemlich doof, wenn man schon schwanger ist, dann kommt eine Impfung nicht mehr in Frage. Auch hier ist der einzige Schutz, der einem bleibt, die Herdenimmunität, weshalb es so wichtig ist, dass auch Jungs gegen Röteln geimpft werden. Beim Impfen geht es nämlich eben auch nicht nur darum, sich selbst (oder das eigene Kind) vor Krankheiten zu schützen, sondern auch Menschen, die aus den verschiedensten Gründen nicht geimpft werden können. Aber das wird von diesen Homöopathie-AnhängerInnen immer gerne außer Acht gelassen und allein damit argumentiert, welche angeblichen schlimmen Nebenwirkungen die Impfung für einen persönlich haben kann. Auch hier: Irrationale Angst vor kleinem, bzw. im Fall des Impfens nicht nachweisbarem, individuellem Schaden wird stärker gewichtet als der lebensrettende Nutzen für andere.
Aber was will man auch erwarten von Menschen, die einer Pseudowissenschaft anhängen, deren aktuelle Ideologie eng mit der Antroposophie verquickt ist…