Die erste (und bisher einzige) Kritik an meinem Tacheles-Text war folgende:
@frl_pfefferminz dieser Einwurf war jetzt ziemlich vorhersehbar. Abgesehen davon: weibl. Anatomie weist im ggs zu männl. tats Eier auf 😉
—
drehumdiebolzening. (@drehumdiebolzen) October 09, 2012
Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich hätte das nicht kommen sehen, mittlerweile weiß ich ja, wie das mit der essentialistischen Logik funktioniert. Und die folgende längere Begründung für die Kritik @drehumdiebolzen es geht mir nicht um die Anatomie sondern drum wie wo und von wem die Redewendung sonst so gebraucht wird.
—
Pfefferminz (@frl_pfefferminz) October 09, 2012
@drehumdiebolzen und mir daher ist nicht ganz klar was das in einem feministischen Kontext zu suchen hat.
—
Pfefferminz (@frl_pfefferminz) October 09, 2012
@drehumdiebolzen das heißt nicht das deine Kritik unberechtigt ist aber solche Formulierungen Kratzen schon an der Glaubwürdigkeit
—
Pfefferminz (@frl_pfefferminz) October 09, 2012
@drehumdiebolzen will sagen: ich habe mir zu dem Thema auch schon viele und vllt. Ähnliche Gedanken gemacht aber kann keinem Artikel..
—
Pfefferminz (@frl_pfefferminz) October 09, 2012
@drehumdiebolzen "zustimmen" der solche Sachen enthält. 😉
—
Pfefferminz (@frl_pfefferminz) October 09, 2012
zeigt sehr schön, was an dieser Logik eben nicht funktioniert: In einer inhaltlichen Auseinandersetzung sind Worte Vehikel, um Botschaften zu transportieren. Die Worte an sich haben nicht, wie der Essentialismus behauptet, eine absolute Bedeutung, sondern sind Konventionen darüber, wie wir gedankliche Inhalte transportieren. Wer einem Kleinkind schonmal beim erlernen der Muttersprache beobachtet hat, wird feststellen, dass das Kind in diesem Prozess Wörter auf ihre Bedeutung hin testet. Worte, die nicht direkt verstanden werden, werden in unterschiedlichen Kontexten ausprobiert, um sich anhand der Reaktion der Erwachsenen die Wortbedeutung zu erschließen. Dem Wort an sich wohnt aber keine absolute Idee inne, wie es gerne von den EssentialistInnen behauptet wird… Zurück zum Beispiel. Die Redewendung ‚Eier in der Hose haben‘ wird umgangssprachlich für Männer, die durchgreifen, angewendet. Es in einem feministischen Kontext zu verwenden, bedeutet für mich, dass ich mir diese Redewendung aneigne und umdeute. Auch kann ich einen gewissen ironischen Unterton nicht leugnen. Dass diese 5 Wörter den Rest meiner Gedanken obsolet machen sollen, ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie in dieser Logik jeglicher Diskurs verunmöglicht wird. Neben diesem Aspekt frage ich mich außerdem, wer definiert, welche Worte in einem feministischen Kontext was zu suchen haben und welche nicht.
Das erinnert mich doch stark an „Das Leben des Brian“: „Er hat Jehova gesagt!“
Ich danke Frl_Pfefferminz für dieses anschauliche Beispiel, weil es mir geholfen hat, nochmal klar herauszuarbeiten, was einer der Knackpunkte dieser Denkschule ist. Erschreckend finde ich es trotzdem, dass sich das scheinbar ganz tief eingegraben hat in feministische Kreise und fast schon reflexhaft ist. Aber es zeigt auch: Wenn man die Stelle, an der man sich stößt, explizit benennt, ist eine Auseinandersetzung damit möglich. Was soll ich mit einer Kritik anfangen, die sagt: „Ich habe mir schon ähnliche Gedanken wie du gemacht, kann deinem Text aber nicht zustimmen, weil du an einer Stelle was unaussprechbares gesagt hast.“