Sonntagssachen

Obwohl ich mal wieder den halben Tag vergessen hab, Fotos zu machen, hab ich noch ein bisschen was zusammengekriegt für die Sonntagssachen. Es fehlt – wie immer – das Frühstück. Nach der Sendung mit der Maus gabs eine Wasserschlacht. Für den Grillabend noch schnell 2 Ciabatta-Brote gebacken. Tomatenbutter, Avocadocreme und Zitronen-Petersilienbutter vorbereitet. Gemüse geschnibbelt und mariniert. Nochmal ein bisschen Klavier geklimpert. Einen Body in Größe 68 genäht.

Gedanken zum Trend auch Uninnovatives per Crowdfunding zu finanzieren

Als ich vor knapp 8 Jahren feststellte, dass ich schwanger bin, steckte ich mitten in der Promotion. Große finanzielle Reserven hatte ich nicht. Eigentlich war ich zu dem Zeitpunkt drauf und dran, mir eine gebrauchte Bernina Nähmaschine zu kaufen. Aber plötzlich sah ich mich tausende Euro für die Babyerstausstattung ausgeben. Die günstige Supermarktnähmaschine tat es ja irgendwie auch.

Wir hatten schon ein paar Eltern im Freundeskreis. Und von einigen, denen wir konsumideologisch am nächsten standen, ließen wir uns beraten, was man denn so braucht für so ein Baby. Denn unsere finanzielle Situation war einfach sehr ungewiss. Und uns war klar, dass wir wohl max 90 m² Wohnung zur Verfügung hätten.

Und wir stellten fest: Entgegen unserer ersten Befürchtung, dass wir mehrere 1000 Euro investieren müssten, waren die Anschaffungen für so ein Baby echt überschaubar.

Wir kauften so ziemlich alles gebraucht. Und Kleidung bekamen wir von Freunden sogar geliehen. Das hatte den zusätzlichen Vorteil, dass in den Kisten hauptsächlich Dinge waren, die sich für die Freunde bewährt hatten.

Das ist nicht jedermanns Sache. Ich bin normalerweise auch keine Flohmarktgängerin. Für viele ist es ein wichtiger Schritt der Vorbereitung, das Nest für das erwartete Baby zu bauen. Und verfallen in einen wahren Konsumrausch, kaufen Badeeimer, angeblich geruchssichere Windeleimer mit speziellen Mülltüten zu absurden Preisen, Unmengen an pädagogisch wertvollem Spielzeug, Kinderwägen mit jedem erdenklichen schnickchnack. Klar, man weiß nicht so recht, was man eigentlich braucht, man will ja nur das Beste fürs Kind und so kauft man halt auch eine Menge Plunder, den man 1x benutzt und dann festtellt, ist eigentlich voll unpraktisch. Und wir haben beim 2. Kind tatsächlich auch nochmal Sachen gekauft, die wir beim ersten vermisst haben.

Als ich vor ein paar Tagen also von dieser Erstlingsbox las, die auf Startnext gecrowdfundet wird, fand ich die Idee vom Prinzip her sehr gut. Mit gefiel die Botschaft, dass man viel weniger für so ein Baby braucht, als man zuerst einmal den Eindruck hat.

Den Preis finde ich allerdings für die enthaltenen Sachen (die bei weitem nicht die fundamental notwendigen Dinge beinhaltet, 3 Bodies sind lächerlich wenig, ein Schlafsack, der ja mittlerweile wirklich Standardausstattung für Babys ist, fehlt ganz, usw) gelinde gesagt happig. Ja, die Sachen sind alle nachhaltig, bio, dings. Trotzdem.

Und dann las ich bei einer, die die Box gefundet hatte, dass bei Crowdfunding der Preis ja immer höher sei. Weil? Ja warum eigentlich?

Crowdfunding, so wie ich es verstehe, hat ja den Zweck, dass man Geld einsammelt, um genug Kapital für die Entwicklung einer ersten Kleinserie zusammen zu bekommen. Ich arbeite selbst in der technischen Entwicklung, ich weiß, wieviel Zeit und Geld man erstmal in ein neues Verfahren, ein neues Produkt stecken muss, bevor man was in der Hand hält, das man verkaufen kann. Und diese Kosten müssen natürlich in den Preis des neuem Produktes mit einfließen. Das ist übrigens ein Grund, warum die Margen bei Big Pharma oft so astronomisch sind. Weil ein Blockbustermedikament eben auch die ganzen Flops, die im Laufe der Wirkstoffentwicklung wegen wirkungslos, giftig, zu viele Nebenwirkungen,… rausfliegen, eben irgendwie mitfinanzieren muss. Aber ich schweife ab.

Diese Box hingegen ist im Grunde nix anderes als all die anderen Boxen, die gerade so beliebt sind. Kochkisten, Bastelboxen, Nähpakete,… Für jedes Projekt eine eigene vorgefertigte Box. Die Idee dahinter: Jemand anderes kauft die verschiedenen Zutaten, packt sie portioniert in eine Box und ich muss nicht in 5 verschiedenen Läden zu große Gebinde kaufen. Praktisch ist das durchaus. Aber ich sehe einfach nicht, wie man da großartig finanziell in Vorleistung gehen muss. Man muss ja im Grunde nur nach Bedarf schon fertige Dinge einkaufen, verpackt sie etwas anders und verkauft sie wieder. Ich sehe einfach die genuin neue Idee, die eben zusätzlich zum Preis der Einzelteile einen höhere Preis rechtfertigt, der noch dazu in Vorleistung erbracht werden muss, nicht. Man muss nix testen, ausprobieren, entwickeln. Man braucht keine Lohnproduktion, die erst ab gewisen Stückzahlen fertigt. Es gibt überhaupt kein nennenswertes finanzielles Risiko in der Entwicklung. Die Option, dass es schiefgeht, gibt es im wesentlichen nicht. Weil es schlicht nix neues ist. Es gibt solche Boxen außerhalb von Finnland nämlich längst zu kaufen…

Aber es ist in gewissen Kreisen halt gerade angesagt, Dinge über Crowdfunding zu verkaufen. Zum Thema Crowdinvesting gabs kürzlich bei den Mikroökonmen auch ein paar gute Gedanken zu diesen Trend.

Was anderes wäre es, wenn es sich bei der Box um eine Spende an bedürftige Eltern handeln würde. Wir haben z.B. einen OLPC hier rumstehen, den wir aber nur haben, weil wir zusätzlich zu unserem Modell noch ein weiteres Modell als Spende gefundet haben. Damals hieß das nur noch nicht Crowdfunding sondern Give one, get one.

Karen hat zum Thema Erstlingsbox ebenfalls sehr gute Gedanken aufgeschrieben. Sie kennt das Vorbild Kela-Box aus Finnland aus eigener Erfahrung, und erklärt, was sie an der deutschen Nachahmung stört. Im wesentlichen ist mein Post nur eine Ergänzung zu ihren Gedanken, da ich ihre Kritik vollumfänglich teile. Auch die Kommentare sind sehr lesenswert!

Natürlich gibt es viele noch viel unsinnigere Crowdfunding-Projekte. Und selbst bei jedem, das ich toll finde, findet sich bestimmt jemand anderes, die es total überflüssig findet. Und genau darin liegt ja auch der Charme des Crowdfundings: dass man mit einer bestechenden Idee nicht mehr davon abhängig ist, ob einer von 10-30 verschiedenen Bankberatern die Idee gut findet, sondern 1000 von Millionen Menschen, die sich auf solchen Crowdfunding-Plattformen rumtreiben. Was halt im Grunde nur meine These unterstreicht, dass Demokratie und Kapitalismus sehr eng zusammenhängen.

Tagebuchbloggen 05.08.2016

7 Uhr irgendwas. Ich werde das erste Mal wach. Aber da weder arbeiten gehen noch kleine Menschen versorgen ansteht, drehe ich mich nochmal rum und döse noch ein wenig.

Irgendwann stehen wir auf, beziehen das Bett frisch, ich gehe duschen, wir suchen schonmal grob die Sachen zusammen, die wir für den Urlaub brauchen. Ich backe Pfannkuchen, da die Eier noch weg müssen und der Kühlschrank ansonsten nicht viel hergibt für ein gemütliches Frühstück

10:30 Frühstücken

11 Uhr weiter geht’s mit packen

12:30 Auto ist gepackt, Kühlschrank an die Nachbarin übergeben, pipi gemacht. Los geht’s auf die erste Mini-etappe nach Frankfurt.

 Geplant war das anders, aber dann wurde der kleine kleine Mensch bei der Oma krank und mit einem fieberndem Kind will ich nicht bei meinem Bruder bzw. dem 8 Monate alten Neffen aufschlagen.

14:40 mit der Bahn wären wir schneller hier gewesen. Ich hab vergessen, noch einen Reiseführer zu besorgen. Also mal noch in die Innenstadt in eine große Buchhandlung. Auf dem Weg dahin fällt mir ein, dass ich meine Sonnenbrille vergessen hab. Ich Profi. Also gehen wir zuerst zu einer Optikerkette. Dort wird mir innerhalb von 2h so ein brillenaufclipdingsi für meine Brille gemacht. Während wir warten essen wir zuerst auf dem streetfoodfestival, das da zufällig auf unserem Weg liegt, ein paar Kleinigkeiten.

 Anschließend gehts in den Buchladen, wo ich noch 2 Reiseführer und 2 Liebesromane kaufe. Die 2. Stunde Wartezeit verbringen wir im Café der Buchhandlung.

18 Uhr das brillenclipsdingsi ist fertig und wir machen uns wieder auf den Weg zurück nach Sachsenhausen, zur Wohnung des besten Freundes. Dort schmöker ich ein wenig in den neu erstandenen Reiseführern, während der Liebste das Auto nochmal umparkt. Dann setzen wir uns noch auf den Balkon in die Sonne.

Ich lese ein bisschen aus dem Reiseführer vor. 
19:30 der Liebste und der beste Freund arbeiten noch ein bisschen an der Weltrettung. Ich beginne, einen der frisch gekauften Romane zu lesen. 

20:30 die Mitbewohnerin des besten Freundes hat gekocht und es gibt jetzt Abendessen. 

21:30 wir werden mitgeschleppt zu Freunden der Mitbewohnerin und verbringen den Rest des Abends Gin Tonic trinkend mit Menschen unter 30. Sachen gibts…

Interstellar – eine biologistische und trotzdem feministische Kritik

Gestern abend haben wir bei den Nachbarn im Garten – nach einer etwas längeren Einführung in die physikalischen Hintergründe von Raumzeit und Relativität – den Film Interstellar von Christopher Nolan gesehen. Weil der Film allerdings sehr lang ist und der große kleine Mensch um Mitternacht dann doch ins Bett wollte, blieb mir das sehr gefühlsduselige Ende erspart. Allerdings fand ich ihn bis dahin sehr gut!

Wer ihn noch nicht gesehen hat: Nachholen!!! Und erst dann hier weiterlesen (Spoilerwarnung!).

Der Film bietet auf einigen Ebenen Nachdenk- und Diskussionsstoff. Aber was den Liebsten und mich den ganzen Tag heute am meisten beschäftigte war das absolut größte Plothole, was für uns so unglaublich offensichtlich war, aber ansonsten keinem aufgefallen zu sein scheint: Es ergibt biologisch ÜBERHAUPT keinen Sinn, nur *eine* Frau und *drei* Männer auf eine intergalaktische Mission zu schicken, um ein neues Habitat für die Menschheit zu finden. Noch dazu, wo Plan B vorsah, die ersten der mitgeführten 5000 befruchteten Eizellen durch die einzige Frau an Bord austragen zu lassen, sollte es in der verfügbaren Zeit nicht schnell genug gelingen die Gravitation so gut zu verstehen, dass man die auf der Erde verbliebenen Milliarden Menschen durch das Wurmloch zu dem neuen Habitat transportieren könnte. Plan B war also auf Frauen als Gebärorganismus angewiesen (sollten der Liebste und ich beide den Punkt im Film verpasst haben, wo vom mitführen künstlicher Uteri die Rede war, schreibt es bitte in die Kommentare :D). Warum um alles in der Welt nimmt man dann nur eine einzige Frau mit?!? Warum? Wenn Dr. Brand anstelle von Doyle auf Millers Planet gestorben, hätte es niemanden mehr gegeben, die die Eizellen hätte austragen können. 4 Frauen auf diese Mission zu schicken wäre von dem Gesichtspunkt also viel sinnvoller gewesen als 3 Männer und 1 Frau.

Nun will ich mal nicht so sein und unterstelle zusätzlich zu der Möglichkeit, dass Plan A (die verbliebenen Menschen nachzuholen) scheitert, auch noch, dass Plan B durch den Verlust der Eizellen scheitert, dann wäre es noch immer Erfolg versprechender gewesen, 3 Frauen und 1 Mann auf die Mission zu schicken. Sollten sich nämlich einer der drei in Frage kommenden Planeten als geeignet herausstellen, könnte dieser vielleicht dadurch besiedelt werden, dass der eine Mann drei Frauen schwängern und man hätte den Fortpflanzungsflaschenhals Austragezeit optimal minimiert (ja, ich weiß, extrem kleine genetische Varianz, sicher sehr viel schlechter als die 5000 Eizellen, aber hey, wir hatten ja die Möglichkeit unterstellt, dass Plan B scheitern könnte).

Aus rein biologisch-rationalen Überlegungen heraus wären mindestens 3 Frauen bei dieser Mission das einzig sinnvolle gewesen.

Interessehalber habe ich mal bei Google „Interstellar feminist critique“ eingegeben und erschütternderweise habe ich auf der ersten Seite keinen einzigen Artikel gefunden, wo der Autorin dieser wirklich einzige richtig krasse Fehler in der Erzählung aufgefallen wäre.

Es wird darüber lamentiert, dass Dr. Brand irrational argumentiert, als sie (von Cooper dazu gezwungen!) erklärt, sie würde gern zu Edmonds Planet fliegen, weil sie diesen Mann liebe. Cooper und Romilly hatten genausowenig wissenschaftlich handfeste Argumente, warum es erfolgversprechender wäre, zuerst den Planeten von Dr. Mann anzufliegen. Wenn man mal die differenzfeministische Perspektive einnimmt, dass Frauen tatsächlich emotional anders agieren als Männer, lässt der Ausgang des Films aus meiner Sicht nämlich durchaus die Deutung zu, dass die weibliche Perspektive nicht irrationaler ist als die männliche. Die Männer hatten einfach nur die Statistik auf ihrer Seite (2 Planeten (Miller und Mann) auf etwa dem gleichen Gravitationsniveau gegen einen Planeten (Edmonds) auf einem anderen. Nur macht Statistik eben keine Aussage darüber, ob einer der drei Planeten *wirklich* geeignet war. Dr. Brand konnte durchaus nachvollziehen, warum Cooper und Romilly so entschieden, sie hatte schlicht neben der gleichen dünnen Faktenlage eben noch emotionale Gründe. Und diese Gründe hat sie erst in den Ring geworfen, nachdem Cooper sie dazu genötigt hat. Ich habe ihre Darstellung an keiner Stelle so empfunden, dass sie nicht in der Lage gewese wäre, die Argumente der anderen nicht nachzuvollziehen.

Eine Googelsuche im deutschsprachigen Netz zu „Interstellar Fehler“ liefert eine Reihe mehr oder weniger intelligenter Überlegungen dazu, ob Millers Planet so nahe an einem schwarzen Loch überhaupt hätte existieren können, ob die mehrstufige Rakete so überhaupt funktionieren kann und viel einfältigem rumgenerde mehr. Auch hier fällt keinem das offensichtliche auf: Es fehlen die Frauen!

Die Tatsache, dass dies sowohl den Drehbuchautoren/Regisseur/Produzenten als auch den Kritikerinnen mit dem höchsten Google Ranking nicht auffiel, erhärtet meinen Verdacht, dass diese patriachalische Männlichkeit sehr sehr viel tiefer in unseren Köpfen sitzt als uns das lieb ist. Mit mehr Frauen an Bord hätte der Film im übrigen auch den Bechdel-Test bestanden. Denn trotz zwei starker weiblicher Hauptrollen scheitert er am Kriterium „Sprechen die miteinander?“

Nochmal: Nicht aus ideologischer Überlegung heraus *müssten* mindestens 50 Prozent der Endurance-Besatzung weiblich sein, sondern aus rein biologischer Notwendigkeit. Ironischerweise diskreditieren viele Feministinnen solche Feststellungen als biologistisch ¯\_(ツ)_/¯

Edit: Ein Leser wies mich noch auf einen interessanten Artikel hin, der ebenfalls biologisch argumentiert, warum Frauen die besseren Astronautinnen sind: http://www.scotsman.com/future-scotland/tech/why-women-are-better-astronauts-than-men-1-571322