Me Made Mittwoch

Puh, ich wage es tatsächlich: Ich mache mit beim Me Made Mittwoch.

grüne BluseDiese Bluse habe ich angefangen zu nähen im Nähkurs in Zürich. Plötzlich war ich schwanger, musste innerhalb von 6 Monaten meine Diss fertig kriegen und hatte außerdem Schiss vor den Knopflöchern. Dann hing diese Bluse über 3 Jahre im Schrank und wartete auf ihre Vollendung. Während der Elternzeit vom 2. Kind habe ich es dann endlich geschafft, passende Knöpfe zu kaufen und mich an die Knopflöcher gewagt (mittlerweile nähe ich auch nicht mehr mit dieser schrottigen Supermarkt-Nähmaschine sondern mit einer Bernina mit Knopflochautomatik, das Knopflochnähen hat also vollumfänglich seinen Schrecken verloren!).

Den Schnitt habe ich von einer gekauften Bluse abgenommen und etwas weiter gemacht. Damals, als ich noch gänzlich unerfahren im Nähen war, habe ich mich voll auf den Rat meiner Stiefschwiegermama verlassen und das Schnittmuster für die Ärmel nicht direkt von der Bluse abgenommen sondern einfach eins von ihren ärmelschnittmustern genommen. Heute weiß ich, dass Armausschnitt und Armkugel irgendwie zusammenpassen müssen… Außerdem würde ich heute auch versuchen, die Empireline an die Stelle zu verlegen, wo sie hingehört, nämlich wirklich ganz unter die Brust. Trotz dieser kleinen Unvollkommenheiten mag ich diese Bluse.

Der Stoff ist von Apropos in Zürich. Ein toller Laden. Eine Lagerhalle voll mit Stoffen! Und mit ein bisschen Glück gibt es da günstige Reststücke zu kaufen, so wie der Stoff für die Bluse. Ich habe ja ein Händchen dafür die richtig tollen Stoffläden immer dann zu entdecken, kurz bevor ich aus der Stadt wegziehe… Oder in Städten, in denen ich gar nicht wohne. Gibts in Köln und Umgebung eigentlich auch noch was jenseits von Karstadt und Stofferia? Irgendeinen coolen Geheimtipp? Sowas wie den Maybachufermarkt in Berlin? Wahrscheinlich nicht…. Und da ich auf absehbare Zeit auch nicht plane, hier weg zu ziehen, muss ich mit so einer Entdeckung wohl noch warten…

Mittwochs muss ich mich ja Büro-tauglich anziehen, da gibts in meinem Kleiderschrank noch nicht allzuviel Selbstgenähtes, mal schauen, ob ich einfach mal ein bisschen schummel und demnächst hier was zeige, was ich am Wochenende getragen habe. Aber ich plane ja durchaus auch noch ein paar Büro-taugliche Sachen für mich zu nähen.

Wiviel Einmischung ist sinnvoll bei Facebook?

Meine Freunde auf Facebook kenne ich alle persönlich und sind sowas wie „handverlesen“. Jemanden, den ich vor 15 Jahren in der Schule schon scheiße fand, wird auch heute auf Facebook nicht mein Freund. Umso schockierender fand ich, was heute gleich mehrmals in meinem Newsfeed auftauchte: Ein Bild von einer Person of Color, die hinter einem Laptop sitzt, auf den Laptopdeckel ist mit Klebeband ein angebissener Apfel geklebt. Kommentiert war das ganze mit „der Apple-Patent-klau nimmt bizarre Formen an…“ Den ganzen Tag habe ich mich damit beschäftigt, wie ich angemessen auf diese Wiederlichkeiten in meinem Newsfeed reagieren möchte. Ich habe dieses Bild dann mit der Frage geteilt, ob nur ich das rassistisch finde. Einzige Reaktion: Eine Person teilte das BIld wiederum mit dem Kommentar „Ich weiß, ganz schlimm… aber lustig“.

Dass ich nicht direkt unter den Bildern kommentiert habe, hat wohl was mit Flausch zu tun. Trotzdem habe ich mich die ganze Zeit über mich selbst geärgert, dass ich nicht vehementer widersprochen habe. Schlussendlich habe ich wenigsten an der Stelle, wo wenigsten etwas Problembewusstsein erkennbar war, kommentiert, dass „zu wissen, dass es ganz schlimm ist, das lustig finden nicht besser macht“.

Trotzdem beschäftigt mich die Frage, wie ich mein Missfallen über irgendwas auf Facebook ausdrücken kann, ohne eine u.U. tagelange währende Diskussion vom Zaun zu brechen. Im realen Leben würde ich nicht zögern, das zu thematisieren, aber da ist sowas i.d.R. nach 5 min ausdiskutiert. Im Netz kann sich das über Tage hinziehen und ziemlich ablenkend sein. Doof, das…

Sooo frustrierend!

Mein erster Arbeitstag nach 15 Wochen Mutterschutz und 9 1/2 Wochen Elternzeit war im großen und ganzen sehr schön. Die Kollegen haben sich gefreut, dass ich wieder da bin, ich habe direkt einige neue spannende Projekte zum Bearbeiten auf den Tisch bekommen und es fühlte sich alles noch sehr vertraut an. Leider wurde er überschattet von einigen sehr ungeschickten Äußerungen meines neuen Chefs.

Schon bei einem Kennenlern-Gespräch im Februar, als klar war, dass er mein neuer Chef wird, hat er durchblicken lassen, dass ich mich mit meinem Wunsch, ab September wieder Vollzeit zu arbeiten, nicht überfordern solle. Hat mich damals schon genervt. Ich habe mit einem Kind Vollzeit gearbeitet, warum sollte das mit zweien nicht auch gehen? Macht er ja auch. Als er dann erfuhr, dass der Mann an meiner Seite als Wissenschaftler in einer internationalen Kollaboration an einem Experiment arbeitet, dass 750 km weit entfernt ist, war für ihn klar, dass der Mann natürlich ganz oft auf Reisen ist. Geht ihn es was an, dass der Mann seit 3 Jahren kaum noch auf Dienstreisen geht, weil er ganz selbstverständlich so viel Zeit wie möglich mit seiner Familie verbringen möchte. Oder dass der Mann aus 10 monatiger Erfahrung weiß, wie anstrengend „alleinerziehend“ ist. Ich fand „nein“, wie der Mann und ich unser Familienleben organisieren muss ich meinem Chef nicht erklären.

Heute also dann das Willkommens-Gespräch. Und wieder: Wenn ich Vollzeit arbeiten wolle, solle ich mir im klaren sein, dass sie dann auch vollen Einsatz von mir erwarten. Er wüsste, dass Frauen top organisiert seien und Job und Familie unter einen Hut bekommen könnten, aber seine Frau sei mit den 2 Kindern und der Teilzeitstelle ganz schön in ein Korsett gepresst. Ah ja, und er so mit seinen 2 Kindern als Vollzeitführungskraft? Ich Kuh hab das so deutlich natürlich nicht formuliert, am ersten Tag will man ja nicht gleich total auf Krawall machen. Habe also nur eingeworfen, dass er doch auch Vollzeit arbeite. Hat er aber nicht kapiert. Und wie es denn aussähe mit Dienstreisen, ob ich da flexibel sei. Allerdings dermaßen suggestiv gestellt die Frage, dass ich das Gefühl hab, der rechnet sowieso damit, dass ich sage, dass ich max. einen Tag ohne Übernachtung von zu Hause weg sein kann. Und wieder war ich zahm und habe gesagt, dass ich das zwar absprechen muss und nicht versprechen kann, dass ich jederzeit auch kurzfristig Gewehr bei Fuß stehe, aber prinzipiell Dienstreisen, auch kurzfristige(!), kein Problem darstellen. Wieder hatte ich das Gefühl, das ist dermaßen jenseits seiner Vorstellungswelt, dass das gar nicht angekommen ist.

Dann mache ich mein Postfach auf und finde eine Mail vom Chef von Freitag, an mich und 2 Kollegen. Da ging es um die Verteilung einer kurzfristig anstehenden Aufgabe inkl. Dienstreise. Und da steht dann allen Ernstes: Mich könne man ja nicht schicken, aber ich könne die anschließende Bearbeitung übernehmen. Als ich das las, habe ich SOFORT zum Telefon gegriffen und den Chef gefragt, warum man mich nicht schicken könne, schwanger sei ich nicht mehr. Begründung: Ich solle erstmal wieder ankommen, das mit der Familie müsse sich ja auch erstmal einspielen und dann noch frühmorgens zu einer Dienstreise aufbrechen, nein, das hätte er mir nicht antun wollen.

Melanie hat hier von Bewerbungsgesprächen berichtet, wo es ähnliche Vorurteile gegen Mütter gab. Dass es aber in der Schärfe nach der Geburt des zweiten Kindes in einem bestehenden Arbeitsverhältnis passiert, zeigt, dass es auch im Jahr 2012 für eine Mutter nicht reicht, gute Arbeit zu machen, flexibel und zuverlässig zu sein (ich gehe davon aus, dass ich während meiner Vollzeitberufstätigkeit mit einem Kind all dies war, denn ich wurde im letzten Jahr bei der Zielerreichung besser bewertet als ich mich selbst eingeschätzt hatte). Man kann das Gegenteil längst bewiesen haben, aber als Mutter ist man für manche Chefs nach wie vor eine tickende Zeitbombe. Und das schlimme ist: Der meint das gar nicht böse, oder absichtlich diskriminierend, im Gegenteil, der denkt sicher, dass er voll der Frauenversteher ist, weil er so nett zu mir ist.

Versöhnlicher Abschluss des heutigen Arbeitstages: mein Bürokollege hat mir gesagt, dass er bei mir überhaupt keine Bedenken hätte, dass ich für 4 Wochen nach Kalifornien auf Dienstreise gehen würde. Aber das Projekt sei schon jetzt so vor die Wand gefahren, dass er die Suppe wohl selber auslöffeln müsse.