Vielen Dank allen, die versucht haben, mir mit Rat und Trost zur Seite zu stehen, weil ich so unzufrieden damit bin, was ich aus dem Stoffwechsel-Stoff gemacht habe. Aber es bleibt leider bei dem Gefühl, dass ich die Kombi so eher nicht tragen werde.
Wie auf den Bildern vom letzten Post auch unschwer zu erkennen ist, ist der Rock noch nicht fertig. Abgesehen vom Saum (ja, ich werde ihn noch kürzen) und dem Dior-Schlitz muss ich auch den selbstgebastelten Formbund nochmal abtrennen. Der Stoff ist etwas elastisch und als ich den Rock ohne Bund anprobierte war der sowohl in der Taille als auch an den Hüften ein gutes Stück zu weit. Also Abnäher verbreitert, Seitennaht begradigt, saß perfekt. Dann die obere Kante nachgemessen, um den Formbund konstruieren zu können. Das kam mir schon ein bisschen komisch vor, weil dieser Wert so gar nicht meinem Taillenmaß entsprach. An mir nachgemessen (denn schließlich brauchts für den Formbund auch 2 Maße) und natürlich war das am Rock gemessene Maß zu kurz. Da ich aber dazu neige, Röcke und Hosen erstmal zu weit zu nähen, dachte ich mir, das wird schon passen, schließlich hab ich den Rock ja an mir angepasst und der sitzt. Wohlwissend, dass der Bund mit Einlage verstärkt ist und sich deshalb deutlich weniger dehnt.
Langer Rede kurzer Sinn: Der Rock ist zu eng. Das ist ein behebbares Problem, aber ich habe gerade wenig Lust, mich um ein Kleidungsstück zu kümmern, welches ich ganz aktuell auch gar nicht brauche. Denn: Es sind Kindergartenferien, die kleinen Menschen sind zu Hause, ich habe Urlaub und nächste Woche sind wir zuerst auf einer Hochzeit und dann sind wir im Allgäu auf dem Bauernhof.
Edit (einen Tag später): Zu allem überfluss hab ich jetzt auch noch eine fiese Mandelentzündung, also noch viel weniger Lust zu irgendwas.
So und nun kommt ein sehr selbstkritischer, selbstreflektiver Absatz:
Als ich Frau Siebenhundertsachens Aufruf las, fand ich die Idee ganz zauberhaft und aufregend und auch irgendwie romantisch. Beim Zeitplan merkte ich allerdings, dass das eigentlich mit meinen anderen Plänen kollidierte, und an der Stelle hätte ich entscheiden müssen, dass es für mich nicht geht. Hab ich Schaf aber nicht. Weil ich die Idee so toll fand und die Vorstellung aufregend fand, sowohl für jemand anderes einen Stoff zu suchen als auch selbst mit Stoff überrascht zu werden. Das Stoff suchen fand ich recht schwierig. Ich hatte eine klare Vorstellung, was auf jeden Fall geht, aber ich wollte gerne einen Tick daneben liegen, weil ich eben diese Herausforderung, etwas aus der Komfortzone herausgekitzelt zu werden, spannend fand. (Also daneben liegen nicht im negativen Sinne, sondern eben leicht neben dem üblichen Beuteschema, aber trotzdem gut). Außerdem hatte Chrissy in ihrem Steckbrief erwähnt, dass sie noch nie Viskose vernäht habe, aber neugierig drauf sei. Bei einer Nähnerdverabredung mit Susi und Antonia fand ich dann auch tatsächlich einen Stoff, der meinen Vorstellungen entsprach, auch wenn ich nach dem gefühlt 500sten Stoffballen irgendwann einen ähnlichen Overflow habe wie in der Parfümerie. Irgendwann sieht jeder Stoff gleich aus… Für mich hätte ich diesen Stoff nicht gekauft, aber ich hätte mich drüber gefreut, hätte ich diesen Stoff bekommen. Also genau das, was ich mir von der Aktion versprochen hatte irgendwie…
Dann kam mein Stoff an und beim Auspacken fand ich ihn ganz toll und ich hab mich riesig gefreut.
Von der Qualität her war er genauso wie der petrolfarbene Baumwollsatin, den ich zu der Zeit zu einem Hochzeitsgastkleid (Vogue 8280) verarbeitete. Und ich konnte mir genau das Kleid in der Variante mit den gepufften Ärmchen sehr gut vorstellen. Meine Stoffpatin hatte andere Ideen. Ein Hemdblusenkleid konnte ich mir aus dem eher schwer fallenden Stoff aber nicht so recht vorstellen. Dafür ist der Stoff einfach nicht blusig genug. Sie schlug auch noch Burda 7175 vor. Inklusive Tragefotos von Sybille (Das Büro für schöne Dinge). Was ich da sah, gefiel mir gut. Trotzdem war ich skeptisch, ob das aus dem Stoff so gut aussehen würde. Da aber in den Kommentaren einstimmig für die Burdakombi gestimmt wurde, entschied ich mich gegen meinen ersten Impuls (wahrscheinlich auch, weil passformtechnisch die petrolfarbene Varianten von Vogue 8280 noch verbesserungswürdig ist). Doch je näher der Termin für die Abschlusspräsentation rückte desto mehr fremdelte ich mit dem Stoff. Er ist einfach kein Sommerstoff. Außerdem geht es mir mit Stoff ganz oft so, dass ich einfach ein bisschen Zeit brauche, bis ich sehe, was er werden soll. Das ist unter Zeitdruck natürlich schwierig. Defintiv eine lesson learned aus dieser Aktion. Bei Alexandras „Nichts für Lemminge – Mustermix“-Challenge hätte ich mir diesen Stoff sehr gut vorstellen können und würde ich schmale Hosen tragen, hätte ich eine solche genäht. Hätte, hätte, Fahrradkette…
Jetzt werde ich wohl bei Turm-Stoffe noch ein paar andere Farben von dem Baumwollsatin kaufen und dann mal fröhlich noch ein Jacket und vielleicht tatsächlich eine Hose nähen, weil mit Jeans kombiniert ist das Oberteil dann doch irgendwie tragbar
Und trotzdem saß ich am Sonntag sehr neidisch Luzie und Susi in ihren traumhaft schönen Kleidern gegenüber, die auch beide total happy waren damit. Und dann klick ich mich durch die Blogposts und werde noch neidischer, weil da so viele tolle Sachen gezeigt werden und ich nur rummotze und unzufrieden mit mir selbst bin. Ich finde das auch meiner Stoffpatin gegenüber so ungerecht, dass ich so motze, weil sie sich so viel Mühe gegeben hat, den Stoff auszusuchen und ich es einfach nicht geschafft habe, da was anständiges draus zu machen. ( und ich habe keine Ahnung, zu wem ich da jetzt so gemein bin)
Also, liebe unbekannte Stoffpatin: Es tut mir wirklich leid, dass ich so unzufrieden bin. Das hat aber weniger mit dem Stoff an sich zu tun, der wirklich eine tolle Qualität hat und sehr schön ist, als einfach mit meinen (überhöhten) Ansprüchen an mich.
Liebe Frau Siebenhundertsachen, nochmals vielen Dank für diese Aktion, das war eine wirklich tolle Idee und du hast sie so liebevoll und engagiert umgesetzt. Ich habe für mich aber gelernt, dass ich sowas wohl eher nicht mehr mitmache, weil der Druck, in kurzer Zeit irgendwas total umwerfendes zu produzieren einfach zu groß war. Meine Zuschneidehemmung hatte einen guten Grund, ich hatte einfach noch nicht das richtige Bild für den Stoff vor Augen.
Und ja, ich weiß, viele finden die Kombi schick, aber auch nach den ganzen positiven Worten schau ich mir die Bilder an und denke: Nein! Das bin nicht ich!