Man sagt mir seit kleinauf, dass meine direkte Art der Kommunikation manchmal verletzend sein kann. Aber noch öfter höre ich, dass es sehr einfach sei mit mir zu kommunizieren, weil ich so direkt bin.
Natürlich bemühe ich mich (im Rahmen meiner Möglichkeiten), meine Mitmenschen nicht zu verletzen mit dem, was ich sage. Ich weiß, dass mir das nicht immer gelingt, wobei ich mir einbilde, dass ich im Laufe der letzten 38 Jahre dazu gelernt habe (ich gebe zum Beispiel Geschenke, die nicht exakt dem entsprechen, was ich mir wünschte, nicht mehr zurück).
Auf der anderen Seite kann man sich sicher sein, dass ich die Dinge, die ich sage, so meine. Ich scherze gerne, dass eine meiner größten Schwächen meine Ehrlichkeit sei. Ich bin eine sehr schlechte Strategin. Ich kann nicht lügen. Ich habe im menschlichen Miteinander keine Agenda. Wenn man mit mir kommuniziert, dann muss man sich nicht fragen, wie ich dieses oder jenes gemeint haben könnte. Es gibt da keine zweite, dritte Bedeutungsebene.
Und wenn ich „nein“ sage, dann meine ich eben genau das. Auch schon beim ersten Mal. Ein „Nein“ ist nicht weniger wert, weil es nur einmal ausgesprochen wurde. Und wer dieses erste „Nein“ nicht respektiert, die kann damit rechnen, dass ich alles tun werde, um meine Grenzen zu schützen. Ich habe ein Recht auf meine Grenzen. Und diese Grenzen definiere ich. Niemand anderes. Ich entscheide, wen ich wie nah an mich ran lasse. Und wen ich wieder vor die Tür setze.
Heute ist Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen. Ich habe bisher nie körperliche Gewalt erfahren. Aber ich erlebe hin und wieder, dass es Menschen gibt, die meine Grenzen nicht respektieren. Und dann bin ich froh, dass ich so klar und deutlich „Nein“ sagen kann.
Ich habe keine allzu hohen Ansprüche an meine Erziehungsziele für die kleinen Menschen. Aber was für mich nicht verhandelbar ist: dass sie lernen ihre eigenen Grenzen klar zu formulieren und die anderer uneingeschränkt zu respektieren.
Nein heißt nein. Auch schon beim ersten Mal.