Abwesenheitsnotiz

Mein Chef hat gerade die Ehre, hier in Zürich eine Konferenz auszurichten und dementsprechend eingespannt sind seine Doktoranden… Aber immerhin dürfen wir morgen mit zum sündhaft teuren Galadinner. Deutsche Doktoranden müssen sowas ja selber bezahlen, wie ich gestern gelernt habe und auch hier in Zürich scheint die großzügige Haltung unseres Chefs nicht selbstverständlich zu sein…

Gestern habe ich mal wieder ein wenig Anschauungsunterricht bekommen, wie man es als weiblicher High potential schafft, als Sekretärin wahrgenommen zu werden. Denn die Jobs, die zu erledigen sind, erscheinen mir tendenziell nach Rollenerwartungen verteilt worden zu sein, und da waren die Frauen mindestens genauso dran beteiligt wie die Männer. Auf jeden Fall ist es dann so rausgekommen, dass 3 Frauen mit der Registrierung der Konferenzteilnehmer beschäftigt waren, während es sich meine männlichen Kollegen mit den Herren Professoren und Industrievertretern beim Aperó mit einem Glas Wein gemütlich gemacht haben. Und heute morgen das gleiche Bild, bei der Registrierung nur Frauen hinterm Tresen (O-Ton Teilnehmer: Das sieht auch einfach netter aus), die Jungs dagegen im Vortragssaal damit beschäftigt, die Präsentationen auf den Laptop zu laden, das Mikro den Vortragenden umzubinden,…
Und dann gibt es da noch diesen indischen Kollegen, der der höheren Kaste der Postdocs angehört, der macht gar keinen Finger krumm, aber das hat Chef mittlerweile mitbekommen und war „not amused“.
Und trotzdem frage ich mich immer noch, warum es immer wieder darauf hinausläuft, dass Frauen Sekretärinnen-Arbeiten machen, während Männer endweder als Saufkumpanen oder technisch versiert dastehen.

Disclaimer: Ich sage nicht, dass die Männer daran Schuld haben, niemand hat mir gestern gesagt, dass ich mich da hinter den Tresen stellen soll, da bin ich von ganz allein gelandet, als ich gesehen habe, dass da Not am Mann (bzw. an der Frau) war. Ich wundere mich eher über mich selber, dass ich scheinbar auch noch mächtig in traditionellen Rollenerwartungen verhaftet bin 😦

Seltsame Geschäftsideen…

Ich befinde mich gerade auf unserem alljährlichen Gruppenseminar in den Schweizer Bergen. Dort haben wir abends nach dem Essen immer Seminar, wo wir alle unsere Arbeit und deren Fortschritt im letzten Jahr vorstellen. Die heutige Tagesgestaltung hat unsere Sekretärin übernommen und hatte die tolle Idee, dass wir doch eine Wanderung mit Schlittenhunden machen könnten. Diese Idee fand ich natürlich ganz ausgesprochen toll, da ich ja überhaupt keine Angst vor Hunden habe. Naja, die Biester haben mich einigermaßen in Ruhe gelassen, glücklicherweise, anonsten wäre ich auch sofort umgedreht und zurück zum Seminarhaus gelaufen, Gruppendynamik hin oder her. So ganz leuchtet mir noch immer nicht ein, warum es 160 CHF pro Person kostet, anderer Leuts Hunde auszuführen. Denn im wesentlich war es das. Aber es scheint ja Leute zu geben, die auch dazu bereit sind, 160 CHF dafür zu zahlen, anderer Leuts Hunde auszuführen. Naja, glücklicherweise waren es weniger Hunde als Menschen, so dass mir dieses Schicksal erspart blieb.
Ansonsten war die Wanderung relativ ereignislos, leider war es sehr neblig, so dass man von der tollen Landschaft um uns herum leider nur wenig sehen konnte.

Hurra!!!

Heute wurde der neue Teilchenbeschleuniger LHC am CERN in Betrieb genommen. Und wir wurden noch nicht von einem schwarzen Loch verschluckt! Okay, das war selbst den Herren Wagner und Rössler klar, die ja gerade mit ihren absurden Theorien zu extremer Popularität gelangt sind. Denn heute wurden die Teilchen nur im Vorbeschleuniger beschleunigt und dann durften sie eine Runde im Hauptspeicherring drehen. Dabei wurden die Protonen aber noch nicht zur Kollission gebracht, also nix mit schwarzen Löchern. Und auch, wenn es in den nächsten Wochen zu Kollissionen kommt, dann noch immer bei niedrigeren Energien als bei Experimenten am Tevatron, also noch sind wir sicher. Aber wie ich ja schon vor ein paar Wochen ausgeführt habe, handelt es sich bei den geplanten Experimenten bei sehr hohen Energien um Vorgänge, die um uns herum ständig stattfinden, aber eben ohne dass man dabei vernünftig zuschauen kann und bis jetzt hat uns noch kein schwarzes Loch verschluckt. Was dort am CERN passieren wird, ist also nichts anderes als ein Naturphänomen unter kontrollierten Bedingungen zu beobachten.

Im gleichen Beitrag vor ein paar Wochen habe ich mich auch über die seltsame Berichterstattung in den Tagesthemen zu diesem Thema geäußert. Heute gab es in den verschiedensten Medien (z.B. hier, hier, hier, hier oder hier) extrem viel Aufmerksamkeit für den Start des LHC. Und wie ich zu meiner Freude feststellen konnte, hat sich die Art der Berichterstattung deutlich verbessert. So wie es scheint, haben die Wissenschaftler gemerkt, dass sie bei den Journalisten noch ein wenig nachhelfen mussten, was das Verständnis von wissenschaftlicher Methodik angeht.

Nun endlich…

… haben wir es doch noch geschafft mit dem Tandem von Freiburg nach Basel zu fahren… Der erste Versuch musste ja leider wegen Philips Unpässlichkeit abgebrochen werden.
Wir entschieden uns dazu, diesmal nicht den Rhein-Radweg zu nehmen, da dieser die meiste Zeit recht unspektakulär am Kanal lang geht. Und weil wir uns zu allem Überfluss auch noch ein GPS-Gerät zum testen ausgeliehen hatten, hatten wir den tollen Plan, uns von diesem Ding den Weg erklären zu lassen. Nur wie das so ist, wenn man die Bedienungsanleitung von so einem netten kleinen Gadget nicht liest (ja, ich bekenne mich schuldig, das Handbuch mangels Zeit nicht vernünftig konsultiert zu haben), hat dieser Plan leider nicht so richtig funktioniert, weil uns das Ding nämlich die ganze Zeit auf die B31 navigieren wollte, wo man aber mit dem Fahrrad bzw. Tandem nicht drauf darf. Aber wir haben uns natürlich nicht nur auf dieses Wunderwerk der Technik verlassen sondern hatten selbstverständlich auch noch ganz altmodisch eine Karte aus Papier dabei und haben damit vollkommen easy unseren Weg nach Basel gefunden. Wobei… anfangs haben wir uns ja noch nach den Radwegschildern gerichtet, aber nachdem wir 3 mal den gleichen Mountainbike-Fahrer überholt haben, der im Gegensatz zu uns den direkten Weg gefahren ist, haben wir die Radwege Radwege sein gelassen und sind den gelben Straßenschildern nach gefahren.
Das Wetter war einigermaßen gnädig mit uns, vom Gegenwind einmal abgesehen.
In Weil am Rhein haben wir uns dann in diesen riiiiiiiiiiiiesigen Supermarkt direkt an der Grenze gewagt um noch ein bisschen Grillfleisch zu kaufen, denn wir waren auf einer Gillparty in Basel eingeladen. Als ich 2003 für 3 Monate in Basel gewohnt habe, war ich zu faul, in Deutschland einzukaufen und so ist mir dieses all-samstägliche Schauspiel damals erspart geblieben. Ich habe noch nie soviele Schweizer mit so vollen Einkaufswägen gesehen. Aber als ich den Preis des Fleisches gesehen habe, wusste ich auch, warum: Das lohnt sich wirklich sehr!

Die Rückfahrt haben wir dann aber mit dem Zug gemacht und ich war leicht irritiert, was Samstags nachts für Gestalten mit dem Zug von Basel ins Markgräflerland unterwegs sind.

Am Sonntag haben wir uns dann mal ein wenig Zeit genommen und haben das GPS-Gerät ein wenig ausprobiert (so ein Handbuch ist dabei verdammt hilfreich!). Wir waren sogar in der Lage, die mit bikemap erstellten Routen auf das Gerät hochzuladen und das auch noch ganz ohne proprietäre Software, mittlerweile kann echt niemand mehr behaupten, Linux sei nicht alltagstauglich! Und auch den Weg, denn wir mit dem Teil dann gegangen sind, konnten wir anschließend wieder herunterladen. Allerdings muss ich nun noch herausfinden, wie genau ich diese Daten dann wieder so aufbereiten kann, dass ich sie in bikemap oder Google Maps bzw. Google Earth hübsch anschauen kann, aber schwer kann das nicht sein, nur bin ich gerade zu faul und zu müde dazu 😉

Im Tessin ist’s auch ganz schön

Die Schweizer Alpen habe ich ja in diesem Jahr bisher eher links liegen gelassen, aber so ganz ohne kann ich den Sommer natürlich nicht zu Ende gehen lassen.
Also bin ich am Freitag mit ein paar Arbeitskollegen und Philip ins Tessin gefahren.
Am Samstag war dann Canyoning in der Schlucht Gugnasco angesagt, allerdings ohne Philip, dem ist das irgendwie zu aufregend. Die Schlucht ist wunderschön, sehr eng mit einem grünen Blätterdach. Das Canyoning hat wieder mal viel Spaß gemacht, die Guides waren wirklich gut und wenn man wirklich nicht springen konnte, dann war es kein Problem, abzuseilen. Und manche Sprünge waren eindeutig zu krass für mich.
Danach haben wir Philip in Gordola eingesammelt und sind nach Vogorno im Verzascatal gefahren, von wo wir nach Odro aufgestiegen sind,

eine Maiensäss, die von Jean-Luis und Marlies bewirtschaftet wird. Die beiden sind wirklich tolle Gastgeber, und ihre Herzlichkeit kann man wirklich in vielen kleinen Details spüren. Nach einem sehr feinen Nachtessen (Zicklein mit Polenta) saßen wir noch ein wenig draußen und haben den Blick auf den Lago di Vogorno und den Lago Maggiore genossen.


Die Nacht im Massenlager war leider recht unentspannt, da wir von der anderen Gruppe, die dort war, ziemlich eingeräuchert wurden, was Philip so geärgert hat, dass er mitten in der Nacht einen kleinen Wutanfall hatte.
Am Sonntag haben wir dann die Besteigung des Pizzo di Vogorno in Angriff genommen. Leider war das Wetter nicht mehr ganz so gut wie am Samstag, so dass wir nach leichten Klettereien auf dem Gipfel im Nebel/in den Wolken saßen und die sicher sehr schöne Aussicht uns leider verwehrt.
Um den Abstieg nach Vogorno einigermaßen erträglich zu gestalten, gönnten wir uns am Bardughé die Seilbahn,was allerdings für mich deutlich aufregender war als das Canyoning!