Bisher habe ich mich ja, was Kultur betrifft, in Zürich ziemlich zurückgehalten, irgendwie hab ich mich da nie so richtig drum gekümmert. Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich das Gefühl hab, dass hier alles irgendwie immer so einen „geleckten“ Touch hat. Wahrscheinlich gibt es auch hier eine alternative Kulturszene, aber die hat sich mir nie so richtig erschlossen.
Dann hab ich im Programm des ewz stattkinos eine Veranstaltung entdeckt, die den Eindruck machte, als könne sie nach meinem Geschmack sein: Kino und Zirkus. Es wurde der Film „La fille sur le pont“ (Das Mädchen auf der Brücke) von Patrice Leconte gezeigt und als Rahmenprogramm sollte es Live Varieté und Burlesque Show geben. Der Film war unglaublich schön, vor allem folgende Szene
fand ich irgendwie sehr erotisch. Also nicht, dass ich insgeheim davon träumen würde, dass Philip mit Messern nach mir werfen würde, aber Vanessa Paradis spielt das wirklich unglaublich sinnlich. Und die Musik dazu, zum dahinschmelzen… Die Story des Filmes ist eigentlich recht simpel, aber die Bilder, mit denen sie erzählt wird, ist sehr kunstvoll, wie ich finde. Lebensmüde Frau trifft glücklosen Messerwerfer, aber gemeinsam entwickeln die beiden eine erotische Chemie miteinander, die sie sehr erfolgreich macht. Nach ein paar unglücklichen Verwicklungen gibt es natürlich auch ein Happy End, aber die Geschichte an sich ist nicht das, was mich an dem Film berührt hat, sondern wie die Geschichte erzählt wird.
Das Rahmenprogramm war dagegen leider etwas enttäuschend. Die Seiltänzerin und die Akrobaten waren zwar gut, die Burlesque Show hingegen war mehr als dürftig und irgendwie hatte ich mir auch mehr Showeinlagen erhofft. So richtig enttäuscht war ich allerdings von der Party im Anschluss an den Film, denn das war dann einfach eine ganz gewöhnliche Party. Mit der entsprechenden Musik hätte man vielleicht das kleine Fünckchen Burlesque, das durch den Saal wehte, aufrecht erhalten können, aber stattdessen verkam es danach zum typischen Zürich-Gedöns…
Ich bin ja nun wirklich kein großer Fan meiner Heimatstadt Siegen, aber wenn es dort mal Kultur gibt (z.B. bei KulturPur auf dem Giller oder beim Sommerfestival), dann ist das definitv auf höherem Niveau als das, was da am Freitag geboten wurde. Es war nett, aber wurde so gar nicht dem weltstädtischen Niveau gerecht, auf dem sich Zürich gerne sieht. Schade, denn die Idee hatte wirklich Potential, aber zu mehr als „ganz nett“ hat es leider nicht gereicht