Meine Wahl

Gesetzt ich verliere dich
und habe dann zu entscheiden
ob ich dich noch ein Mal sehe
und ich weiß:
Das nächste Mal
bringst du mir zehnmal mehr Unglück
und zehnmal weniger Glück

Was würde ich wählen?

Ich wäre sinnlos vor Glück
dich wiederzusehen

Erich Fried

Auch zwei Jahre nach Lars Tod schmerzt es unbeschreiblich. Noch immer verstehe ich nicht, wie es dazu kommen konnte, dass er sich so perspektivlos gefühlt hat.
Ich vermisse ihn, vermisse sein Lachen, seinen Rat und Zuspruch, seine Witze, die Diskussionen mit ihm, in seine blauen Augen zu schauen,… Und ich wäre sinnlos vor Glück ihn wiederzusehen.

Schade…

Bisher habe ich mich ja, was Kultur betrifft, in Zürich ziemlich zurückgehalten, irgendwie hab ich mich da nie so richtig drum gekümmert. Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich das Gefühl hab, dass hier alles irgendwie immer so einen „geleckten“ Touch hat. Wahrscheinlich gibt es auch hier eine alternative Kulturszene, aber die hat sich mir nie so richtig erschlossen.
Dann hab ich im Programm des ewz stattkinos eine Veranstaltung entdeckt, die den Eindruck machte, als könne sie nach meinem Geschmack sein: Kino und Zirkus. Es wurde der Film „La fille sur le pont“ (Das Mädchen auf der Brücke) von Patrice Leconte gezeigt und als Rahmenprogramm sollte es Live Varieté und Burlesque Show geben. Der Film war unglaublich schön, vor allem folgende Szene
fand ich irgendwie sehr erotisch. Also nicht, dass ich insgeheim davon träumen würde, dass Philip mit Messern nach mir werfen würde, aber Vanessa Paradis spielt das wirklich unglaublich sinnlich. Und die Musik dazu, zum dahinschmelzen… Die Story des Filmes ist eigentlich recht simpel, aber die Bilder, mit denen sie erzählt wird, ist sehr kunstvoll, wie ich finde. Lebensmüde Frau trifft glücklosen Messerwerfer, aber gemeinsam entwickeln die beiden eine erotische Chemie miteinander, die sie sehr erfolgreich macht. Nach ein paar unglücklichen Verwicklungen gibt es natürlich auch ein Happy End, aber die Geschichte an sich ist nicht das, was mich an dem Film berührt hat, sondern wie die Geschichte erzählt wird.
Das Rahmenprogramm war dagegen leider etwas enttäuschend. Die Seiltänzerin und die Akrobaten waren zwar gut, die Burlesque Show hingegen war mehr als dürftig und irgendwie hatte ich mir auch mehr Showeinlagen erhofft. So richtig enttäuscht war ich allerdings von der Party im Anschluss an den Film, denn das war dann einfach eine ganz gewöhnliche Party. Mit der entsprechenden Musik hätte man vielleicht das kleine Fünckchen Burlesque, das durch den Saal wehte, aufrecht erhalten können, aber stattdessen verkam es danach zum typischen Zürich-Gedöns…
Ich bin ja nun wirklich kein großer Fan meiner Heimatstadt Siegen, aber wenn es dort mal Kultur gibt (z.B. bei KulturPur auf dem Giller oder beim Sommerfestival), dann ist das definitv auf höherem Niveau als das, was da am Freitag geboten wurde. Es war nett, aber wurde so gar nicht dem weltstädtischen Niveau gerecht, auf dem sich Zürich gerne sieht. Schade, denn die Idee hatte wirklich Potential, aber zu mehr als „ganz nett“ hat es leider nicht gereicht

Puuuuhhh!!!!!!!

Es ist tatsächlich geschafft! Wir haben eine neue Wohnung! Und das Beste daran: Kein Makler hat daran verdient! Ich war ja glücklicherweise nicht besonders involviert in die Wohnungssuche, das hat Philip dankenswerterweise für mich übernommen und sich von dieser häufig sehr arroganten Spezies herabwürdigen lassen. Der Wohnungsmarkt in Hamburg scheint dermaßen angespannt zu sein, dass der Job eines Maklers/einer Maklerin, der/die selbstverständlich vom Mieter zu zahlen ist, obwohl vom Vermieter beauftragt, darin besteht, eine Anzeige bei immonet aufzugeben, einen Besichtigungstermin zu organisieren, die Interessenten wie jämmerliche Bittsteller zu behandeln, nicht zu wissen, wo der Keller ist, die Zahlungsfähigkeit der Bewerber zu beurteilen und den Mietvertrag aufzusetzen. Dafür kassiert er/sie dann 2000-3000 Euro…
Aber wir haben am Ende eine Genossenschaftswohnung bekommen: Keine Maklercourtage und keine Kaution, dafür mussten wir 92 Genossenschaftsanteile kaufen, für die man aber auch eine jährliche Dividende erhält und die man bei Auszug auch wieder zurück erhält.

Die Wohnung ist gar nicht weit von der Wohnung entfernt, in der Philip (und ich) zur Zeit wohnen, im gleichen Wohngebiet, was mir ja supergut gefällt und ich unglaublich gerne dort wohnen bleiben wollte. Ich bin wirklich superglücklich, dass das tatsächlich geklappt hat. Jetzt muss mein Chef morgen nur noch zustimmen, dass ich Mitte Mai fertig machen darf und dann kann ich Ende Mai umziehen.