Ich bin ja nun im puritanischen pietistischen reformierten Siegerland aufgewachsen und obwohl von dort das Krombacher Pils kommt, sind es wahrscheinlich eher die Katholiken aus dem benachbarten Landkreis Olpe, die die Krombacher Brauerei zu einer der größten Privatbrauereien in Deutschland gemacht haben. Mir war ja schon länger klar, dass die Katholiken anders feiern, aber am Wochenende gabs nochmal eine sehr eindrückliche Demonstration dieses Sachverhaltes, und zwar auf einer Hochzeit im Emsland. Leider habe ich keine Photos gemacht an diesem Wochenende, womit mal wieder ganz deutlich wurde, dass mich das Nicht-Vorhandensein von Bergen einfach nicht anmacht. Aber es wäre doch wirklich mal ein netter Kontrast zu den anderen Photos hier gewesen, wenn es ausnahmsweise mal keine Berge zu sehen gegeben hätte. Naja, aber da es da einfach nix zu sehen gibt, könnt ihr euch sicher auch ein Photo von einer TOTAL platten Landschaft, noch nicht mal aufgelockert durch eine Stadt, vorstellen. Aber zurück zum Trinkverhalten der Katholiken. Da das Emsland in weiten Teilen katholisch geprägt ist, nimmt es mich auch nicht mehr Wunder, dass dort ein führender Schnapshersteller Deutschlands seinen Hauptsitz hat.
Dass auf einer Hochzeitsfeier viel getrunken wird, ist ja sogar bei den Protestanten so, aber dass es am nächsten Morgen um 11 Uhr beim traditionellen „Hahn holen“ (kannte ich bis letzte Woche auch noch nicht, ist im Prinzip einfach Resteessen) direkt weiter Bier und Schnaps getrunken wird, fand ich schon wirklich bemerkenswert. Und wie mir berichtet wurde, war das noch nicht alles, denn schließlich muss ja auch noch der Blumenschmuck, der ein paar Tage vor der Hochzeit am Elternhaus der Braut angebracht worden war (natürlich begleitet von reichlichen Mengen Schnaps) wieder abgenommen werden, was die Nachbar auch gerne übernehmen, aber wie man sich denken kann, wiederum geschmiert mit Schnaps. Und das aller fieseste daran: Das Brautpaar muss die ganze Zeit mittrinken.
Bin ich froh, dass ich wohl nicht im Emsland heiraten werde, das würde ich bei meiner Alkohltoleranz nicht überleben, im besten Fall würde ich wahrscheinlich nicht in der Lage sein, an der Trauung teilzunehmen, weil ich lieber die Kloschüssel umarme als den Bräutigam. Im schlimmsten Fall müsste meine Schwester mich wahrscheinlich wiederbeleben.
Aber das Brautpaar scheint es am Wochenende ganz gut überstanden zu haben, am Samstag nachmittag machten sie jedenfalls noch einen recht robusten Eindruck. Und ohne Frage war es eine sehr ausgelassene Feier, die sehr viel Spaß gemacht hat und man konnte es auch (fast) nüchtern sehr gut aushalten. Aber eine interessante Kulturstudie war es allemal.