Heute habe ich mal wieder das selbstkonstruierte Etuikleid an, weil es sich einfach echt bewährt hat und die Temperaturen ja eh nichts anderes zulassen als Lagenlook.
Diesmal habe ich eine Bluse aus der Maßkonfektion dazu kombiniert. Der Stoff hat ganz schmale rote Streifen und an den Manschetten und die Knopfleistenbelege sind aus Vichykaro. Aber Maßkonfektion bei Frauen sucks. Nicht umsonst gibt es dazu einen Forschungsschwerpunkt an der Hochschule Niederrhein. Im Prinzip hab ich nämlich bei diesen maßkonfektionierten Blusen das gleiche Problem wie bei der Kittelschürze: Armbewegungsfreiheit ist eher eingeschränkt…
Aber eigentlich wollt ihr ja was ganz anderes sehen, oder? Nämlich das Licorice Dress von Colette aus tollem Tulpenstoff, welches ich gestern endlich fertig genäht hab. In meiner Vorstellung sollte das ein leichtes, weich fließendes, bequemes Sommerkleid werden. Aber weil das Wetter zum einen nicht wirklich sommerlich ist und zum anderen ich mich nicht so richtig mit dem Kleid anfreunden kann, habe ich es heute tagsüber nicht getragen. Aber für Fotos habe ich es dann eben doch nochmal angezogen und bin nicht mehr ganz so skeptisch.
Nach den Armhebeproblemen bei der Kittelschürze habe ich bei diesem Kleid sowohl die Armausschnitte als auch die Armkugel mit 4 cm Nahtzugabe zugeschnitten, um im Zweifelsfall genug Stoff zum ändern zu haben. Unter der Achsel habe ich von vornherein nur 1 cm Nahtzugabe genäht, also 3 cm neben der ursprünglichen Nahtlinie. Zur Schulter hin habe ich dann die neue Nahtlinie auf die Originallinie auslaufen lassen. Die erste Anprobe ergab, dass die Armlöcher viel zu eng waren und vor allem die Schulternähte viel zu weit außen lagen. Ich habe dann noch 3 mal nachkorrigiert. Wirklich bequem war es aber noch immer nicht und dann fing der kleine kleine Mensch an zu quaken und als ich mich um ihn kümmerte, machte es plötzlich „ratsch“. Ich dachte wirklich, dass da eine Naht gerissen war. Aber es war zum Glück nur die Nahtzugabe, die einfach zu eng war.
Die Taillenabnäher und die Seitennähte musste ich übrigens auch ordentlich rauslassen, damit es nicht total nach Presswurst aussah. Vielleicht hätte ich es besser in Gr. 14 statt 12 zugeschnitten. Denn die Abnäher sitzen definitiv nicht richtig.
Die Arme kann ich mittlweile bequem bewegen
Unzufrieden bin ich allerdings mit der Rückenansicht
Der Reißverschluss ist zu kurz. Ich wollte einen 60 cm langen nahtverdeckten Reißverschluss, aber in diesem durmeligen Nähladen hier vor Ort hatten sie keinen schwarzen nahtverdeckten RV in 60 cm Länge. So richtig glauben kann ich das noch immer nicht, weil das ja nun wirklich so ziemlich ein Standardding sein sollte, oder? Also ließ ich mich von der Verkäuferin dazu überreden, einen 40 cm langen Reißverschluss zu nehmen. Das würde für ein Kleid doch locker ausreichen. Nein, für ein enganliegendes Kleid reicht das nicht!!! Näht weiter eure Patchworkdecken und Handytäschen, aber tut bitte nicht so, als würdet ihr was vom Nähen von Damenoberbekleidung verstehen!
Wirklich gut eingenäht ist er aber auch nicht. Der Stoff ist ziemlich fragil und benötigte Seidenpapier beim Nähen, damit die Zähnchen vom Transporteur ihn nicht zerstören. Aber entsprechend heikel reagiert er auch auf nicht einwandfrei eingenähte Reißverschlüsse. Das muss ich definitiv noch üben!
Und dann der Kragen. Ich weiß, dass der so gehört, aber diese große Lücke hinten finde ich irgendwie „hmmm“. Das ist so ein Detail, welches typisch für Colette ist. Sieht so ein bisschen halbgar aus.
Wahrscheinlich liegt es an den drölfmillionen Änderungen an den Armlöchern/-kugel, aber die Ärmelabschlüsse sehen krumm und schief aus
So und jetzt ihr: Ist es wirklich so schlimm? Oder bin ich überkritisch?
Fest steht: Gr. 14 und ein etwas weichfließenderer Oberstoff und ein rutschigerer Unterstoff wären wahrscheinlich besser gewesen, damit ich mich wohler fühlen würde. Habt ihr Tipps für ein flutschiges Unterkleid?
Das letzte Mal vor der Sommerpause führt heute Meike die Riege der Damen in selbstgenähter Kleidung an.