Nachgereicht: Anna Dress

Ich habe einige Sachen genäht und noch nicht verbloggt. Und weil auch mein Blog fast nur noch aus Sonntagssachen und Tagebuchposts besteht, hier nochmal ein Nähblog-Beitrag.

Das Anna dress nähte ich bereits im Sommer 2016 vor unserem Urlaub in Südfrankreich. Den Stoff (Oberstoff:  Baumwollvoille, Futter: leichte Viskose) habe ich gemeinsam mit Vrouwelin in Hannover gekauft.

Allerdings war ich mit dem Sitz des Oberteils gar überhaupt nicht zufrieden. ICh hatte das Oberteil nach meinem eigenen Grundschnitt konstruiert, weil ich damit bei den meisten anderen Kleidern deutlich bessere Erfahrungen gemacht habe, als von einem fertigen Schnittmuster ausgehend zu ändern.ardecheMiriam_160822-006

Also nahm ich das Kleid im Sommer 2017 nochmal auseinander, schnitt das Oberteil nach dem Originalschnittmuster nochmal neu zu und bin nun deutlich zufriedener mit dem Sitz des Kleides. kleid_170801-001Leider ist dieses lange flatterige Kleid zwar mega angenehm zu tragen, aber auch nicht sehr alltagstauglich, wenn der Alltag Radfahren beinhaltet. Deshalb ist es ein Kleid, das hauptsächlich im Urlaub getragen wird.kleid_170801-002kleid_170801-005

Es ist bisher bei diesem einen Anna Dress geblieben. So richtig überzeugt mich der Schnitt für mich nicht. Als flatteriges leichtes Sommerkleid mag ich es sehr gerne, aber aus festerer Baumwollwebware kann ich mir für mich bessere Schnittmuster (Ashland Dress ftw) vorstellen.

Alaska 2006: Denali Nationalpark Teil 5 (25.08.2006)

Als wir aufwachten, regnete es (schon wieder). So ein Mist, schon wieder ein tropfnasses Zelt einpacken. Aber von daher war es gut, dass wir den Sonnenaufgang verpennt haben, denn das „Alpenglow“ wäre wegen Wolken eh nicht zu sehen gewesen. Das Aufstehen zögerten wir hinaus, weil wir hofften, dass der Regen ein wenig nachlassen würde. Immerhin wussten wir nun, dass das Nahtabdichten etwas gebracht hatte, diesmal kam kein Tropfen Wasser durch das Zelt.

Um 10 Uhr wurde der Wasserdruck im Inneren unseres Körpers dann doch größer als der Regen draußen und das Aufstehen war unumgänglich. Beim Frühstücken unter dem Dach des Food Lockers trafen wir auf ein deutsches Pärchen, die ebenfalls eine Beziehung USA-Schweiz führten. Bei ihnen schauten wir uns auch ab, dass sich frisch gepflückte Blaubeeren wirklich gut im Müsli machen.recap_alaska_2006_add2-006

Der Regen ließ ein wenig nach und wir beschlossen, dass Zelt abzutrocknen und abzubauen, so dass wir nun nur ein feuchtes und kein klatschnasses Zelt mit uns herumtragen.

Da die Sicht eh schlecht war und wir keine Lust hatten uns durch den nassen Busch zu schlagen, machten wir uns auf den Weg nach Kantishna (auf der Straße). Dies stellte sich als eine sehr gute entscheidung heraus, da die Landschaft wirklich grandios war und das gehen ganz einfach. Eine unglaublich schöne herbstliche Tundra-Landschaft mit grünen, gelben, roten bis hin zu braunen Büschen wechselten sich mit unzähligen Kettle Ponds und vereinzelten Fichten ab. recap_alaska_2006_add2-003Auch die Formation der Moränenlandschaft war sehr interessant. Am Ende des Wonder Lakes ergab sich nochmal ein Blick über den ganzen See, das Flussbett des McKinley Rivers und hätten wir es nocht vorher schonmal gesehen, würden wir nicht glauben, dass sich hinter dem Flussbett die Alaska Range und der 18000 ft hoch über die Tundra ragende Denali erhebt.

Unterwegs trafen wir noch zwei Wanderer, die einen Bären mit 2 Jungen gesehen hatten, etwa 150 yard von der Straße entfernt. Trotz größerer Aufmerksamkeit und Absuchen der Umgebung sahen wir die Bären glücklicherweise nicht. Nach einiger Zeit wurde klar, dass wir Kantisha nicht zu Fuß erreichen würden, wenn wir den Bus um 13:55 Uhr zurück zum Wonder Lake nehmen wollten. Praktischerweise kam genau dieser Bus nun von hinten und nahm uns mit. Der Busfahrer war der gleiche wie am Montag.

Kantishna ist eine traurige Ansammlung von 4 Lodges und einer historischen Hütte einer Goldsucher-Familie.recap_alaska_2006_add2-004

Der Busfahrer ließ uns an der Abzweigung zum Campingplatz wieder raus und nach einem strammen Marsch von etwa 30 minuten hofften wir, das der bereitstehende Bus uns vielleicht mitnehmen könnte. Dass dieser Bus jedoch zu voll war um noch 4 Camper samt Gepäck mitzunehmen machte gar nichts, da laut Fahrplan 25 Minuten später der nächste Bus fahren sollte und wir so noch Mittagessen kochen konnten. Die Rückfahrt war bis auf die Sichtung eines Fuchses ziemlich ereignislos.

In Toklat fragten wir die Rangerin nach dem gestrigen Bär-Zwischenfall und sie berichtete, dass niemand auf den Bären geschossen habe, sondern die Wanderer einen Bären-Abschreck-Knallkörper gezündet hatten, nachdem sich der Bär auf ca. 7 m genähert hatte und ihm zusätzlich noch eine Portion Pfeffespray verpasst hatten. Das erklärt vielleicht, warum er so schnell zum Bach lief. Der Bär sollte nun beobachtet werden und falls nötig eventuell umgesiedelt werden.

Alaska 2006: Denali National Park Teil 4 (24.08.2006)

Nachdem der Wecker in der Nacht noch funktioniert hatte, wir aber keine Polarlichter gesehen hatten, versagte er heute morgen wieder aus unerfindlichen Gründen. Der Liebste war aber zum Glück zum richtigen Zeitpunkt wach, so das wir den 7 Uhr Camper Bus nach Kantishna ohne Probleme erreichten.

Auf der Fahrt sahen wir die unbedeckten Gipfel des Denali vom frühest möglichen Zeitpunkt an. Mit im Bus war ein verrückter Fotografiefan aus Bayern, der ständig anhalten wollte, um den Berg zu fotografieren.recap_alaska_2006-045Dann sahen wir endlich einen Grizzleybären. Sehr weit weg, mit unseren sehr begrenzten technischen Möglichkeiten kann man ihn auf den Fotos nur entdecken, wenn man weiß, wo er ist.recap_alaska_2006_add2-001 Dann sahen wir noch Big Daddy Moose mit einem riesigen Geweih auf dem Kopf. Mir ist vollkommen schleierhaft, wie die Jungs mit dem Gewicht auf dem Kopf auch nur einen Meter weit gehen können.recap_alaska_2006_add2-002 Eine Rangerin kam vorbei um uns zu erzählen, dass sie ein paar Meter weiter die Straße rauf Bärendreck mit einem Glöckchen drin gesehen habe. Irgendwie makaber, aber wir waren uns einig, dass das Glöckchen zu sauber war, um einmal durch Bärs Verdauungstrakt gegangen zu sein.recap_alaska_2006-044Danach passierte etwas weniger witziges: Ein junger Mann hielt den Bus an, da etwa 1km weit weg 2 Wanderer und etwa 100 m neben ihnen ein Bär gesichtet worden war und die Leute an der Straße einen Schuss gehört hatten. Als ich die Szenerie mit dem Fernglas erfasste, befand sich der Bär glücklicherweise bereits auf dem Rückzug. Es war jedoch nicht so ganz klar, ob der Bär verletzt war, da er ziemlich schnell auf einen Bach zurannte. Die Busfahrerin erklärte, dass sich Bären im Schlamm wälzen, wenn sie verwundet sind. Dem Bär schien es aber ganz gut zu gehen, da er kurze Zeit später auf einem Hügel jenseits des Baches wieder auftauchte. Da es im Park verboten ist, Waffen bei sich zu tragen, begegnete uns auf dem Weg weiter richtung Wonder Lake die Law Enforcement Patrol. Außerdem schien es so, dass Tierärzte unterwegs sind um den Bär zu beobachten und ihn eventuell zu betäuben. Wir hofften, dass derjenige, der geschossen hat, gefasst wird.

Mit 1 1/2 Stunden Verspätung (weniger wegen des Bärens als vielmehr wegen des verrückten Bayerns)kamen wir am Wonder Lake an und bauten bei Sonnenschein unser leider nasses Zelt auf, was jedoch schon sehr bald trocken war.recap_alaska_2006-046 Danach gab es erstmal ein Picknick am Fuß des Denali. Wir konnten kaum glauben, dass das wahr war, eine wundervolle Stille herrschte dort. Nach einem kleinen Mittagsschlaf im Zelt machten wir uns auf den Weg zu unserem ersten Ausflug in die Wildnis ohne Trail und ohne Ranger. Die Büsche könne wirklich ziemlich gemein und undurchdringlich sein. Es dauerte ein wenig, bis wir uns durch sie durchgekämpft hatten und einen wundervollen Teich erreicht hatten. Dort warteten wir auf die vermutlichen Bewohner, die aber nicht auftauchten (buchstäblich).recap_alaska_2006-047Die folgende Aufgabe erschien leicht, nur noch einen Höhenrücken war zu erklimmen, bevor wir den Rücken über dem Wonder Lake (westlich des Sees) erreichen wollten. Dies stellte sich jedoch schwieriger heraus als gedacht, da es noch mehr Buschland zu überwinden galt und die Büsche bis zum sumpfigen Rand des Sees heranreichten. Nach mehreren Fehlversuchen schafften wir es in einen weniger stark bewachsenen Hang zu erreichen, auf dem sich auf wieder ein Pfad gebildet hatte. Auf diesem erreichten wir dann den Höhenzug und eine fantastische Aussicht und eine wundervolle Ruhe tat sich uns auf. recap_alaska_2006-049recap_alaska_2006-048Wir schauten auf den Denali, das riesige Flussbett des McKinley Rivers, unendliche Weiten von Tundra, unzählige kleine Teiche und den Wonder Lake. Ein unbeschreibliches 360° Panorama. Wir wanderten ein wenig auf diesem Rücken entlang, hier oben war das Gehen relativ einfach, da die Vegetation überwiegend bloß wadenhoch war. Wir aßen jede Menge Blaubeeren und machten es uns schließlich auf der Mitte des Rückens mit Blick auf den See gemütlich. Auf dem Rückweg beachteten wir den Hinweis des Wanderführers und bogen nicht zu früh nach unten ab, so dass sich das durch Büsche schlagen in Grenzen hielt. Da uns diese Strategie auf einer etwas anderen Route nach unten führte, kamen wir noch an einem bilderbuchreifen ganz ruhigen Teich vorbei.recap_alaska_2006-051

Alaska 2006: Denali Nationalpark Teil 3 (23.08.2006)

Obwohl der Liebste den Wecker auf 7 Uhr pm gestellt hatte, wurden wir rechtzeitig wach um um 8 Uhr am am Wilderness Access Center zu sein für unseren Discovery Hike (sein Kommentar dazu: eigentlich hab ich das mittlerweile im Griff mit diesem am und pm). Dort trafen wir 8 weitere Wanderer und den Ranger. Mit dem Bus ging es dann zum Polychrome Overlook (etwa 3 Stunden Fahrt). Nachdem wir dort nochmal die Toilette benutzen konnten gingen wir ein Stückchen auf der Straße zurück bevor wir nach links abbogen und uns auf der Wiese versammelten. Bob*, der Ranger, initiierte zuerst eine Vorstellungsrunde, so dass wir Lilli* und Karl* aus Garmisch-Patenkirchen, Annie*, Peter*, Mathew* und Wendy* aus New York City und 2 Menschen aus Dublin, deren Namen wir abends schon nicht mehr erinnerten, da sie sich so von der Gruppe abkapselten, kennenlernten.recap_alaska_2006-042Zuerst ging es recht steil aufwärts auf den Grat eines Hügels. Oben angekommen machten wir unsere Mittagspause und die Familie aus NYC packte sogar ihren Kocher und ihre Trekkingnahrung aus (wahrscheinlich nur deshalb, weil sie eigentlich am Wonder Lake campen wollten, aber die Reservierung am Montag aufgrund des Schnees gecancelt hatten). Nach der ausgedehnten Pause im strahlenden Sonnenschein vor grandioser Bergkulise mit 360° Panorama lernten einige Kleidungsstücke von Annie, Peter, Mathew und Wendy fliegen, sie flogen ca 10 m hoch im Kreis, aufgewirbelt von einem Minitornado. Da wir uns auf einem Grat befanden, dachten wir alle, dass die Klamotten auf nimmer Wiedersehen in der Tiefe verschwinden würden. Wundersamerweise landeten sie aber alle wieder in einem Umkreis von 10 m um uns herum. Nachdem alle Kleidung wieder sicher verstaut war, wanderten wir etwa 3 km auf dem Grat entlang mit netten Erklärungen von Bob zu Blumen, Fußabdrücken, Tieren, usw. recap_alaska_2006-043Vor allem Mathew hat ihn mit Fragen gelöchert. Nebenbei ergaben sich nette Unterhaltungen mit Annie, Peter, Lilli und Karl. Das Panorama und die Aussicht dort oben war wirklich umwerfend, auch wenn wir zu Mathews Bedauern keine Tiere sahen. Der Weg nach unten führete uns durch buschiges Terrain und wir musten zuerst von oben schauen, ob dort unten irgendeine Aktivität zu beobachten war. Kurz vorm Abstieg sahen wir dann noch einen Adler, wunderschön ihm beim Fliegen zuzuschauen.recap_alaska_2006_add2-008recap_alaska_2006-039Beim Abstieg merkte man sehr deutlich, dass Wendy sehr müde war, als wir ein paar Blaubeeren fanden, war sie kaum noch zum Weitergehen zu bewegen. Unten and er Straße warteten Bob, Mathew, Lilli, Karl und die beiden Iren bereits auf den Bus und wir waren noch immer dort oben in den Sträuchern. Aber ein fast 7-jähriges Kind ist halt einfach etwas langsamer als ihr 2 Jahre älterer Bruder und sie war wirklich sehr tapfer und ausdauernd. Lilli, Karl und die beiden Iren hatten mittlerweile schon einen Bus genommen und als wir unten ankamen, erwarteten uns nur noch Bob und Mathew. Ich konnte Wendy dann noch dazu bewegen, nochmal auf Blaubeersuche zu gehen, während die anderen auf den nächsten Bus warteten. Der kam so ziemlich sofort, so dass wir genau 1 Beere fanden.recap_alaska_2006-040

Nachdem wir etwa 30 Minuten im Bus saßen, erfüllte sich Mathews größter Traum: Wir sahen einen Wolf. Unglaublich, wie majestätisch dieses Tier ist. Es trabte wie eine Diva mit erhobenem Schwanz über die Tundrawiese. Wir waren hin und weg von soviel erhabenheit. Mathew murmelte 5 min land „Oh my gosh“ vor sich hin. Leider sahen wir wieder keinen Bären, wobei wir uns auch mit Bob einig waren, dass wir den Bären lieber aus dem Bus sehen wollten.recap_alaska_2006-038Es war ein wirklich toller Tag mit tollen Leuten und wir haben vor allem die Gesellschaft von Annie, Peter, Mathew und Wendy sehr genossen. aber auch Bob war ein wirklich toller Guide. Zurück im Wilderness Access Center stellte sich heraus, dass der Parks Highway nach Süden wieder geöffnet war, so dass wir die Hoffnung hatten, noch einen Tag am Wonder Lake dranhängen zu können, zumal die Tafel für Freitag noch availability anzeigte. Dies stellte sich allerdings als Nachlässigkeit der Ticketverkäufer heraus. Also nur 1 Nacht am Wonder Lake und dafür vielleicht noch einen Nachmittag in Anchorage.

* Namen von der Redaktion geändert

Alaska 2006: Seward (17.-18.08.2006)

Nach einer trockenen in einem richtigen Bett bauten wir das Zelt auf dem kleinen Rasenstück vor dem Haus auf und rieben es von innen mit dem Handtuch trocken, da sich ein regelrechter See gebildet hatte. Von außen übernahm die Sonne diesen Job. Außerdem steckten wir unsere total verdreckten Klamotten in die Waschmaschine und gingen erstmal bei Safeway einkaufen. Nach einem ausgedehnten Frühstück machten wir einen kleinen Spaziergang zum Hostel-Office, um die Seakayaking-Tour vollends klar zu machen, was sich schwieriger als erwartet erwies. Am Ende buchten wir bei einem anderen Unternehmen. Das Zelt war inzwischen getrocknet und wir konnten mit dem Abdichten der Nähte beginnen, wovon ich am Abend noch einen silikonbeschichteten Zeigefinger hatte. Danach konnte den Liebsten nichts mehr halten und wir machten uns auf ins Alaska Sealife Center. recap_alaska_2006-013Jede Menge Fische, Vögel und Seelöwen. Vor allem die Vögel waren beeindruckend, wie sie unter Waser „flogen“.recap_alaska_2006-014 recap_alaska_2006_add-001Aber auch die auf dem Rücken schwimmenden Selöwen waren ein fesselnder Anblick. recap_alaska_2006_add-002anschließend durften wir einen Blick hinter die Kulissen des Centers werfen und hörten und sahen eine Menge über die wissenschaftliche Arbeit, die dort gemacht wird.recap_alaska_2006-015Zum Abendessen gab es eine King Crab, die wir zuvor in noch lebendigem Zustand anfassen durften. Makabre Angelegenheit, aber extrem lecker!recap_alaska_2006-016

Der nächste Tag war einer dieser Tage, an denen man besser im Bett bleibt. Eigentlich wollten wir den Shuttelbus zum Exit Glacier nehmen, um dort dann eine von den Exit Glacier Guides geführte Gletscherwanderung zu machen. Aber da es schon wieder in Strömen regnete, beschlossen wir doch mit dem Mietwagen zum Gletscher zu fahren. da zum verabredeten Zeitpunkt niemand dort auftauchte, der nach einem Guide aussah, begannen wir uns schon ein wenig Sorgen zu machen. Als das nächste Shuttle dort ankam, fragten wir den Fahrer, was denn mit unserer Tour sei und er erklÄrte uns, dass der Treffpunkt doch in Seward im Büro sei und nicht am Gletscher. So ein Schiet! Also fuhren wirzurück nach Seward. Dort erklärte uns der Guide, dass wir die Tour nun auf morgen verschieben müssten. Da wollten wir zwar eigentlich das seakayaking machen, aber das waru aufgrund des Windes sowieso eine unsichere Angelegenheit und den Glacierhike wollte ich unbedingt machen. Also gingen wir zu der Kayak-Company und fragten, ob wir die Kayaktour nicht auch heute machen könnten. Im Prinzip kein Problem, hieß es, wenn sich das Meer bis 15:30 Uhr ein wenig beruhigen würde.

Bis dahin war noch ein wenig Zeit und so fuhren wir nach Lowell Pointrecap_alaska_2006-019 um ein wenig spazieren zu gehen. Immer wenn wir zu Fuß unterwegs sind, wird es feucht… War trotzdem ein schönes Erlebnis. Tolle verrückte Häuser am Strand recap_alaska_2006-018und dank des Liebsten andauerndem Mangel an „Kleingeld“ (so nennt er sein Bargeld…) gestaltete sich die Parkplatzsuche etwas schwierig (warum ich kein Geld dabei hatte, lässt sich 9 1/2 Jahre später leider nicht mehr rekonstruieren).

Zurück in Seward erfuhren wir, dass die Kayaktour leider nicht stattfinden könne und so verbrachten wir den Rest des Nachmittags in einem witzigen Cafe auf der anderen Straßenseite.

Am nächsten Morgen starteten wir nach einem gemütlichen Frühstück einen zweiten Versuch mit den Exit Glacier Guides, diesmal erfolgreich. Nach etwa einer Stunde Zustieg erreichten wir den Gletscherrecap_alaska_2006-024 über seine linke Seitenmoräne, als wir den offiziellen Trail verließen kam von unserem Guide Brandon die kurze Zwischenfrage „Waterproof boots?“ als er auf einen kleinen Bach abbog. Auf meine Gegenfrage „What have happened if not?“ sagte er: „You would have got wet feet!“ Wir hatten also tatsächlich eine Tour gebucht, wo man nicht zwangsläufig satt und zufrieden nach Hause geht, stattdessen scheint ein bisschen Abenteuer und allfällige Unanehmlichkeiten hier kein Problem zu sein. Aber wir hatten vorher ja auch unterschrieben, dass wir „emotionale Verletzungen“ in Kauf nehmen würden.

Der Zustieg erfolgte durch einen sehr dichten Wald, von wo aus man den Gletscher nicht sehen konnte und man fragte sich unwilkürlich, wie eine so üppige Vegetation so nah an einem Gletscher möglich ist. Der Abstieg von der Seitenmoräne zum Gletscherrand war etwas abenteuerlich, da der Untergrund natürlch aus sehr losem feinen Schutt bestand. Wir legten die Steigeisen an und ab gings auf den Gletscher. Das blaue Licht von unten war wirklich beeindruckend.recap_alaska_2006-025 Da kein Schnee auf dem Gletscher lag (man also alle Spalten sehen konnte) konnten wir ohne Seil dort oben herumturnen. Wir überquerten einige Gletscherspaltenrecap_alaska_2006-026 und stiegen schließlich herab in eine breite Rinne, wo wir dann noch ein bisschen Steilwandklettern übten.recap_alaska_2006-027 Der Liebste ist laut Brandon ein „natural“. Das Wetter war leider eher unangenehm, es regnete die meiste Zeit recht heftig.recap_alaska_2006-023 Auf der Innenseite der Moräne und auf dem Gletscher wehte zudem noch ein eisig kalter Wind. Der Abstieg war bis auf ein ziemlich unerschrockenes Murmeltier ziemlich ereignislos. Und: wir haben noch immer keinen Bären gesehen.

Wir machten uns dann auf den Weg nach Norden, aber darüber dann demnächst mehr

Alaska 2006: Resurrection Pass Trail (14.08. – 16.08.2006)

Tag 1: Start 11:40 Uhr Trailhead, Ende 19:00 Uhr Campground zwischen Fox Creek und East Creek (7 Stunden, 12,5 Meilen)

Den  nördlicheTrailhead des Resurrection Pass Trails erreicht man, wenn man bei Meile 16,1 auf dem Hope Highway links auf die Palmer Creek Road abbiegt.

Wasserbehälter und Benzinflasche aufgefüllt und los konnte es gehen. recap_alaska_2006-001 Der Regen hatte mittlerweile auch aufgehört. Der Weg ging entlang des Resurrection Creek durch Nadelholz, Birken- und Espenwälder und mächtig schlammiger Buschlandschafften.recap_alaska_2006-002 Die beigen Hosen wurden immer dunkler und die neuen Schuhe blieben dicht.

Der Weg ist sehr gut ausgebaut, es gibt sogar Brücken über die kleinen Bäche, die in den Resurrection Creek fließen. Die Landschaft wechselt immer mal wieder.recap_alaska_2006-004 recap_alaska_2006-003Wir kamen sehr gut voran, so dass es realistisch erscheint, dass wir den Trail in weniger als 4 Tagen schaffen können. Unser Zelt haben wir neben 2 Niederländern zwischen dem Fox Creek und dem East Creak aufgeschlagen. Nach Beef Teryaki mit Reis, einer Brühe und einem Müsliriegel liegen wir nun im Zelt und es hat wieder begonnen zu regnen.

Tag 2: Start 9:30 Uhr Campground, Ende17:45 Uhr Campground nördlich Juneau Lake (8 1/4 Stunden, 16 Meilen)

Nach einer feuchten Nach sollten wir uns merken den Nahtdichter aufzutragen, bevor wir im Regen zelten. Das Frühstück konnten wir im Trockenen zu uns nehmen,recap_alaska_2006-005 als wir uns dann ans zusammenfalten machten fing der Regen wieder an (heftigst). Also musste der Liebste gleich mal einige kg Wasser mehr durch die Gegend schleppen.

So gegen 9:30 Uhr sind wir dann losgegangen in strömenden Regen. Wir waren noch immer im Wald, durch die vielen Wolken am Himmel war es irgendwie duster dort. Nachdem wir gestern noch von Zeit zu Zeit startende Flugzeuge hören konnten, waren wir mittlerweile weit genug von Anchorage weg.

Irgendwann kamem wir dann aus dem Wald heraus und liefen einige Zeit durch bauchhohes Wuschwerk. Es taten sich beeindruckende Aussichten sowohl vor als auch hinter uns auf. Etwa um 11:30 Uhr erreichten wir dann das Tal, in dem auch der Pass lag.recap_alaska_2006-006 Keine Bäume, keine Sträucher mehr, nur noch knöchelhohes Buschwerk und beeindruckende Berge. Der Regen setzte immer mal wieder aus, aber die meiste Zeit war es doch eher nass von oben. Wir sahen einige Biberdämme und -burgen mit recht großen Seen drumherum.recap_alaska_2006-008Um 13:15 Uhr erreichten wir dann den Resurrection Pass,recap_alaska_2006-007 von nun an liefen wir in Fließrichtung des Juneau Rivers. Da das Flussbett sehr morastig war, ging der Weg ständig rauf und runter. Dann gab es noch eine gewaltige Endmoräne zu bestaunen, hinter der sich ein luxuriöses Plumsklo versteckte. Es ging noch eine Zeit durch diese Tundralandschaft, uns begegneten 2 Mountainbiker, bis wir schließlich einen ekelhaften, mannshohen Grasdschungel durchqueren mussten. Die Regenhosen waren Gold wert. Wir waren heilfroh, als wir den Wald erreichten. Dort ging es dann recht steil abwärts, einmal hätte es uns beide fast erwischt, wir rutschten beide an der gleichen Stelle aus.

Wir erreichten die Talsohle, die zu großen Teilen aus Sumpf und kleinen Seen besteht, in denen viele umkippende Bäume stehen. Der Weg zog sich in einer Achterbahnfahrt am Hang der rechten Talseite entlang. Tagesziel war eigentlich der Juneau Lake. Wir schätzten, dass wir noch etwa 2 1/2 Stunden nach erster Sichtung desselben dorthin zu gehen hatten. Jedoch verspürten wir um kurz vor 6 eine ziemliche Müdocgkeit und beschlossen, den nächsten Campground einen kleinen Besuch abzustatten. Wir erkannten von einer kleinen Anhöhe aus, dass wir den Juneau Lake fast erreicht hatten und nach kurzem Zögern schlugen wir trotz mangelndem Bärencontainer unser Zelt auf. Wir gönnten uns gleich 2 Portionen unserer gefriergetrockneten Trekkingnahrung (für 4 Personen angeblich!), da wir nun sehr viel schneller vorangekommen sind als erwartet. Nach dem Spülen machten wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Versteck für unser Essen und fanden den bärensicheren Container doch noch.Wunderschön gelegen in einem Espenhain.

Ich entwickelte eine leichte Paranoia und hörte ständig Raubtiere wie Squirrels, Vögel,… Die Mücken sind tatsächlich ziemlich lästig und ich habe schon wieder einige dieser Monsterstiche abbekommen (direkt in beide Augenlieder, wie gemein ist das denn?!?)

recap_alaska_2006-011

Tag 3: Start 9:50 Uhr Juneau Lake, Ende 14:50 Uhr Sterling Highway (5 Stunden, 9,5 Meilen) Start 17:15 Uhr Hope Highway, Ende 18:15 Uhr Trailhead Resurrection Creek (1 Stunde, 4 Meilen)

es hat die ganze Nacht ununterbrochen und ziemlich stark geregnet. Diesmal hat das Zelt allerdings etwas besser dicht gehalten. Trotzdem war am Morgen natürlich alles klamm. recap_alaska_2006-010Das Essen war auch noch da, dem Bären wars wohl auch zu nass, arme Touris zu beklauen…

Die Mücken waren unglaublich aggressiv, selbst das Mückenspray konnte manche nicht davon abhalten, sich auf uns niederzulassen. Wir bauten bei leichtem Regen das klatschnasse Zelt ab, um dann im Trockenen unser Frühstück und unsere Morgentoillette zu erledigen.

Um 9:55 Uhr gings dann los, mit dem Plan in 4-5 Stunden am Trailhead (oder heißt es Trailtail?) zu sein. Nach etwa 30 Minuten trafen wir eine einsame Kanadierfahrerin auf dem spiegelglatten Juneau Lake und hielten ein kleines Schwätzchen mit ihr.

Weiter am See entlang ging es auf einem Pfützen übersäten Weg, die sich im Laufe der Nacht zu kleinen Seenlandschaften gefült hatten.. Es ging eine ganze Weile durch morastiges Buschland mit vereinzelten Nadelbäumen über einen unglaublich matschigen Weg.

An einem tosenden Wasserfall machten wir um 12:55 Uhr unsere Mittagspause, nachdem wir die Entscheidung gefällt hatten, den Trail zum Sterling Highway zu gehen und nicht den Bean Creek Trail nach Downtown Cooper Landing. Diese Entscheidung stellte sich als etwas ungeschickt heraus, da auf der relativ schlecht aufgelösten Karte nicht sichtbar war, dass der Trailhead mindestens genauso weit weg war.

Am Trailhead angekommen (14:50 Uhr) waren wir recht schnell erfolgreich beim Hitchhiken und 2 Männer auf dem Weg nach Anchorage nahmen uns mit bis zur Hope Junction, womit nur noch 16+x Meilen bis zum Auto übrig blieben. Kurze Zeit später hielt eine Gruppe Rafter an, die uns weitere 7 Meilen mitnahmen (feuchte Hintern inklusive). Danach wurde es etwas schwieriger, da die Straße nach Hope eher wenig befahren ist. Irgendwann hielt ein Pickup voll mit 5 jungen coolen Leuten an und nahmen uns auf der LadeflÄche des Pickup mit.recap_alaska_2006-012 Leider nicht, wie gehofft bis zum Trailhead, an dem der Mietwagen stand, sondern nur bis zur Abzweigung des extrem wenig befahrenen Schotterstraße zum Trailhead. Ich bestand nach ca 1 km darauf, die Rucksäcke im Wald zu verstecken, da wir einfach so schneller und bequemer voran kamen. Trotzdem lag noch eine Kräftezehrende Wanderung vor uns, die leider nicht durch ein vorbeifahrendes Auto verkürzt wurde. Nach 1 Stunde strammen Marsches erreichten wir endlich das auto und ein Check auf dem Meilenzähler bestätigte unsere Vermutung, dass wir mehr als 4 Meilen in 1 Stunde marschiert waren. Die Rucksäcke waren auch noch an ihrem Platz.

So konten wir gegen 18:30 Uhr unsere Fahrt nach Seward beginnen. Auf dem Weg gabelten wir eine Anhalterin auf, die nach Cooper Landing wollte, was zwar nicht ganz auf unserem Weg lag, aber nach der doofen Erfahrung 2 Stunden zuvor sammelten wir Karmapunkte und brachten sie dorthin. Die Landschaft am Kenai Lake war aber auch schön genug, sie sich ein zweites Mal anzuschauen.

In Seward recap_alaska_2006-021gestaltete es sich um 20 Uhr etwas schwierig ein Zimmer für 3 Nächte zu finden, aber schlussendlich lagen wir in einem trockenen sauberen Bett der Moby Dick Lodge (alternativ, günstig, sympathisch). Wir belohnten uns mit einem riesigen Jonny Cash Burger (Double Cheeseburger mit Pilzen und Aioli). Rucksäcke, Schlafsäcke und Isomatten haben wir zum Trocknen im ganzen Haus verteil und das Zelt im Wintergarten aufgebaut.

Fazit: Wunderschöne Wanderung, bei schönem Wetter hätten wir es bestimmt nicht so schnell geschafft. Man kann auch über Russian Lakes – Resurrection River Trail system bis zum Exit Glacier weiterwandern.

 

Alaska 2006

2006. Da habe ich noch gar nicht gebloggt. Damit habe ich erst 2007 angefangen. 2006. Da lebte der Liebste in Kalifornien und ich in der Schweiz. Zu der Zeit habe ich die digitalen Fotos noch auf Papier abziehen lassen und in Fotoalben eingeklebt. Und wir sind megaviel gewandert. Sowohl in der Schweiz als auch in Kalifornien. Und ich wollte unbedingt auf einen Viertausender. In der Schweiz für mich technisch nicht machbar. Aber in Kalifornien gibts den Mt Whitney. Den höchsten Berg der USA außerhalb Alaskas. Und diesen Berg kann man erwandern. Dafür braucht es keine besonderen technischen Bergsteigerfähigkeit. Aber man darf nicht einfach so dahin gehen und den Berg besteigen. Die Besucherzahlen sind stark reglementiert. Man braucht eine Permit, auf die man sich bewerben muss. Was ich auch tat. Und wir bekamen eine Permit! Und dann fällt dem Liebsten auf, dass er zu dem Termin eine Konferenz in Europa hat. Termin-Fuck-up konnten wir schon immer gut.

Also trug ich dem Liebsten auf, sich einen neuen Urlaub auszudenken. Es war klar, dass es mindestens so spektakulär wie der Mt Whitney sein musste, um als Entschuldigung durchzugehen. Er schlug Alaska vor! Wenn das mal keine adäquate Alternative zum Mt Whitney ist.

Am 10. August flog ich nach San Francisco. In meiner Zürcher Wohnung hörte ich im Radio, dass es in der Nacht in London einige Festnahmen wegen eines geplanten Terroranschlags auf ein Flugzeug gegeben hatte. Ich machte mich auf verschärfte Sicherheitskontrollen am Flughafen gefasst. Dort war aber alles wie gehabt. Ich hatte 250 ml Shampoo sowie einen Laptop im Handgepäck. Beides war kein Problem. Einige Stunden später bei der Zwischenlandung in Las Vegas war die Sicherheitsstufe plötzlich auf rot und wir mussten alle Flüssigkeiten und alle elektronischen Geräte aus dem Handgepäck ins aufgegebene Gepäck packen.

Ich verbrachte 3 Tage in Menlo Park, in denen ich meinen Jetlag einigermaßen überwand und wir planten den Trip. Bisher hatten wir nämlich nur den Flug und eine vermeintliche Mietwagenreservierung. Und ein paar Outdoor-Reiseführer2015-03-28 11.36.55Empfehlenswert fanden wir vor allem „55 ways  to the wilderness in Southcentral Alaska“ von Helen D. Nienhueser und John Wolfe Jr., „Denali National Park“ von Ike Waits und den „Alaska Atlas and Gazetteer“ mit großformatigen Karten für die Übersicht beim Autofahren und generelle topographische Orientierung

Es war klar, dass wir in den 2 Wochen, in denen wir dort sein würden, nur einen Bruchteil des riesigen Bundesstaates erleben würden können. Zumal wir ja viel wandern wollten. Und ich wollte nach meiner ersten Gletschererfahrung dem Liebsten unbedingt dieses tiefe leuchtende blau eines Gletschers zeigen. Dass wir Mt Denali sehen wollten, war sowieso klar. Da wir das Zelt dabei hatten, waren wir sehr unabhängig und unsere vorherigen Roadtrips durch den Südwesten der USA hatten gezeigt, dass man eigentlich immer irgendwo ein Motel findet, in dem man übernachten kann. Deshalb machten wir einen groben Plan: Resurrection Pass Trail, Seward inkl Exit Glacier, Denali Nationalpark und Wrangell Staint Elias Nationalpark. Im Vergleich zu Kaliforniens Nationalparks ist Alaska auch im Sommer  menschenleer und man muss nirgendwo Monate im Vorraus reservieren. Wie sich noch herausstellen sollte, ist Planung sowieso etwas, das dazu da ist, umgeworfen zu werden.

An Ausrüstung hatten wir folgendes dabei: Vaude Mark II light, Ajungilak Schlafsäcke (einer mit Reißverschluss rechts, einer mit Reißverschluss links, da kann man einen großen kuscheligen gemeinsamen Schlafsack draus machen. In Bear Country ist Sex allerdings aus geruchstechnischen Gründen ein  no go), Therm-a-rest Matten, Benzinkocher („white gasoline“ gibts bei REI oder bei Walmart), Bärenbox für Essen, Zahnpasta, alles was interessant riecht, 55 bzw 65 l Trekking-Rucksack, Trekkingklamotten aus Polytierchen, kniehohe Gamaschen, Mountain House gefriergetrocknete Trekkingnahrung, Milchpulver, Müsli, Müsliriegel, Lemon Zinger Früchtetee, Canon Ixus 300 und Sony Cybershot DSC-P73 (was die Qualität der Photos erklärt)2015-03-28 23.42.00

So, das als kleinen Teaser, die nächsten Tage gehts dann weiter mit den einzelnen Stationen.

Allgäu 17.07.2014 – Gaisalpsee

Dachten wir gestern schon, wir sind irre, müsste man uns spätestens jetzt in die Klapse einweisen. Nach der (für die Erwachsenen dieser Familie) Anstrengung von gestern wollten wir heute eher was ruhiges machen. Also konsultierte ich einen unserer Wanderführer, und wir entschieden uns für eine Wanderung „direkt vor der Haustür“. Von Reichenbach entlang des Reichenbachtobels zur Gaisalpe und optional noch bis zum Gaisalpsee. Der zweite Teil war in dem Wanderführer für Kinder ab 6 angegeben. Wir sagten uns: Umkehren können wir jederzeit, mal schauen, wie es läuft. Wollten wir nicht was ruhiges machen? Irgendwo unterwegs muss dieser Vorsatz verloren gegangen sein, wir wissen auch nicht so genau, was da passiert ist…

Die bewährte Strategie, steil, spektakulär, Wasserfälle wendeten wir auch hier wieder an. Vom Wanderparkplatz kurz vor Reichenbach bis zum echten Einstieg in den Tobelweg war es mal wieder mühsam, ab da lief es wie geschmiert.allgaeu_web_2014-018Recht schnell gelangten wir durch den Tobel nach oben auf Alpwiesen und hatten dann die Wahl zwischen der Gaisalpe und der Richtersalpe für eine Einkehr zur Mittagspause. Wir entschieden uns für die etwas kleinere und in unseren Augen sympathischere Richtersalpe (vor allem aber deshalb, weil der Wegweiser zum Gaisalpsee dorthin zeigte).allgaeu_web_2014-019Nach einer Mirabellensaftschorle und einer ausgedehnten Ruhepause machten wir uns dann weiter Richtung Gaisalpsee. Ich fragte die Alpwirtin extra nochmal nach dem Weg (weil mir nämlich die Kante, die mir als zu überwinden notwendig erschien, doch einigen Respekt einflößte) und sie schien in keinster Weise beunruhigt, dass wir mit den beiden kleinen Menschen dort hin wollten. Innerlich lachte ich ein bisschen über den Wanderführer, der den Wegteil zum See erst für größere Kinder empfahl. Also ging es weiter über Alpwiesen und durch kleine Wäldchen, immer weiter hinauf. Wir waren alle guter Dinge, unterhielten uns über alles mögliche, irgendwann musste der Blutzuckerspiegel des großen kleinen Menschen mal ein bisschen aufgefrischt werden, weshalb wir auf dem doch recht schmalen, viel bewanderten Pfand eine Pause einlegten. Dann kam eine leichte Klettersteigpassage mit Drahtseilsicherung und Eisentritten, die der große kleine Mensch aber souverän meisterte (auch nichts anderes als klettern auf dem Spielplatz, oder?). Was dann nicht mehr wie auf dem Spielplatz war, war die Stelle, wo es einen kleinen Wasserfall zu überwinden galt. Das war etwas tricky, weit das eine Seil endete am einen Rand des Wasserfalls und das andere Seil begann am anderen Rand des Wasserfalls. Dazwischen waren 30 cm ungesicherter Steig zu überwinden. Ich bin vorgegangen, habe ihn an die Hand genommen, und doch ist der große kleine Mensch aus Vorsicht sehr nah am Fels und damit direkt unter den Wasserfall getreten. Der wasserdichte Schuh (was immer wieder in Bächen getestet werden musste) war dann also von oben mit erfrischend kühlem Bergwasser gefüllt worden, was für die nächsten 5 Minuten für Geschrei und Gejammer beim großen kleinen Menschen führte. Als das Wasser dann endlich Körpertemperatur hatte, war das Gejammer aber wieder vorbei und weiter ging es frohen Mutes Richtung See.allgaeu_web_2014-020 Ganz zum Schluss, kurz bevor wir den See sehen konnten, bedurfte es dann schon ein bisschen gutes Zureden, aber allein das Versprechen, dass da ganz bald ein See sein würde reichte schon als Motivator.Und da wollen wir hin: Zum Gaisalpsee.Das war übrigens auch die Kante, die uns beim Anblick von unten etwas Respekt eingeflößt hatte.

Am See angekommen wurden dann zuerst die pitschnassen Schuhe und Socken ausgezogen und die geschundenen Füße den im See lebenden Raubfischen zum Fraß angeboten.Oben angekommen, kann Emil erstmal ganz vorsichtig die Füße kühlen.Nach einer ausgedehnten Mittagspause überlegten wir noch ganz kurz, ob es einfacher sei, den Weg zum Höfatsblick zu nehmen und dann mit der Gondel nach Oberstdorf zu schweben und von dort mit dem Bus nach Reichenbach zurück zu fahren, aber uns entgegenkommende Wanderer bestätigten unsere Vermutung, dass der Weg nach oben nicht ganz anspruchslos ist und wir entschieden uns dann doch für den Abstieg über den gleichen Weg, den wir gekommen waren. Merke: wenn die kleinen Menschen lang genuge Beine für diese Klettereien haben: Früh genug los und von Reichenbach zum Höfatsblick durchsteigen.

Auf dem Rückweg nochmal an der Richtersalpe gerastet, den fast schon obligatorischen Käsekuchen gegessen, ein bisschen auf dem Spielplatz getolltemiljulius_gallery_140727-049_jpgDann über die Fahrstraße nach Reichenbach abgestiegen,allgaeu_web_2014-024 wirklich wenig Motivationsspiele spielen müssen und am Ende des Tages bekamen die kleinen Menschen von unserer Vermieterin einen Orden verliehen. Den hatten sie sich aber auch redlich verdient!!!

Allgäu 16.07.14 – Oytal und Käseralpe

Jetzt ist es offiziell: Wir sind total irre. Während andere Familien mit 2 Kindergartenkindern den Buggy mit Buggyboard aus dem Kofferraum wuchten und in Oberstdorf flanieren, mieten wir uns 2 Fahrräder (ohne Elektromotor) und einen Kinderanhänger. Und damit fahren wir dann nicht etwa gemütlich an der Iller entlang (kommt noch, wenn wir endlich richtig platt sind hätte noch kommen sollen, wenn wir irgendwann mal so richtig platt gewesen wären), sondern auf die Käseralpe. OK, nicht ganz, aber dazu kommen wir noch.

Während unseres ersten Urlaubs bei Familie Winkler in Hinang hatten wir schon den tollen Tip von unseren tollen Vermietern bekommen: Das Oytal südöstlich von Oberstdorf . Letztes Jahr konnten wir diese Tour nicht wiederholen, der große kleine Mensch war mit damals fast 4 Jahren noch nicht groß genug für den langen Anmarsch ins Oytal, und der kleine kleine Mensch hätte uns wahrscheinlich die Ohren weggequietscht. Nun sind die Kinder ein Jahr älter, und daher belast- bzw. begeisterbarer. Trotzdem hatten wir das Gefühl, dass der ganze Weg (eine Strecke 11 km) zu lang für den großen kleinen Menschen wäre, wenn er ihn nun komplett alleine zu Fuß erlaufen muss. Daher verfielen wir nach unserer gestrigen Tour zuerst auf die Idee mit der Pferdekutsche, die fährt für nicht insignifikantes Entgelt nämlich von Oberstdorf zum Oytalhaus. Das dauert pro Richtung 1.5 Stunden, und man hat nur 2 Stunden Zeit oben am Anfang dieses grandiosen Hochtals. Den langen Weg durchs Tal und dann den Aufstieg zur Käseralpe kann man in diesen 2 Stunden komplett vergessen. Glücklicherweise trauerten wir ob dieser Erkenntnis auf dem Bahnhofsvorplatz in Oberstdorf, direkt neben einem Schild mit der Aufschrift „E-Bike und Mountainbikeverleih“. Hmmm….

Die hatten sogar einen Kinderanhänger für 2 Kinder. Also direkt für den nächsten Tag (also heute) zwei „normale“ Trekkingräder reserviert. Und heute morgen waren wir dann auch um 9:30 Uhr schon wieder in Oberstdorf und nahmen unsere fahrbaren Untersätze in Augenschein: 2 Damen“Trekking“fahrräder mit obligatorischer Federgabel, für den Liebsten zu kurzer Sattelstütze, herrlich schlechten Sätteln und einem viel zu kurzen Abstand zwischen zu hohem Lenker und dem Sattel. Wer freiwillig auf sowas fährt, saß wirklich noch nie auf einem vernünftigen Fahrrad.

Trotzdem waren wir prima Laune, und schlängelten uns durch den morgendlichen Einkaufsverkehr in der Oberstdorfer Fußgängerzone, welche gefühlt mindestens den halben Ort umfasst. Ein Bekleidungs-, Schmuck-, Souvenir- und Schuhgeschäft am anderen, aber keine Drogerie oder Bank, was wir nebenbei so gebraucht hätten.

Der Einstieg in die Fahrt hinauf zum Oytal ist auch gleich das härteste Stück: Direkt vor den Schattenbergschanzenallgaeu_web_2014-005 (4-Schanzen-Tournee und so) rechts ab den Berg hoch. Der große kleine Mensch plapperte munter weiter, und fragte irgendwann: „Papa, kannst Du nix mehr sagen?“. Genau. Nix, aber auch gar nix, außer Keuchen. Wir schafften es aber, nur gelegentlich überholt von Leuten, die schon zum E-Bike gegriffen hatten. So weit sind wir aber auch nach dem heutigen Tag noch nicht! Und selbst die E-Bike-Fraktion machte den Eindruck, absolut am Anschlag zu sein.

Nach dem ersten Stück wird es flacher, und man denkt, man „rollt“ parallel zu den Höhenlinien. Man wundert sich dabei die ganze Zeit, warum man immer noch nicht so recht in Schwung kommt. Aber landschaftlich ist es wunderschön, und es wird immer schöner! Nach etwa einer halben Stunde erreicht man dann den Eingang des eigentlichen Oytals, mit einer Allee zum Oytalhaus inmitten einer grandiosen Bergarena.allgaeu_web_2014-006

_DSC02622014-07-16 11.28.23Am Oytalhaus machten wir dann erstmal Rast, hauptsächlich um uns zu regenerieren. Danach ging es weiter, nun auf Schotterwegen, immer tiefer (und ganz langsam höher) ins Tal. An dessen Ende wartet dann gefühlt eine Wand, die es zu erklimmen gibt, will man in den darüber gelegenen nächsten Talkessel mit der Käseralpe. Das war dann für uns und unsere Flanier-Drahtesel endgültig das Ende, die Räder wurden auf halber Höhe am Rand geparkt, und wir wanderten einfach weiter. Nur im Gegensatz zu gestern ohne Kiepe für den kleinen kleinen Menschen. Aber das machte ihm gar nichts, und wenn er gut drauf ist, dann ist er schneller als der große kleine Mensch. Besonders motivierend: Die Regenwasserablaufrinnen diagonal in der Straße. Darüber muss man nämlich immer einen großen „Sch(r)itt“ machen, wie er uns bei jeder (!) Rinne erklärte.

Nach dem erfrischenden Wasserfallemiljulius_gallery_140727-026(ja, die kleinen Figuren da am Ende des Weges, dass sind wir!!!) und einer kleinen Rast auf der Straße ging es dann vollends hoch zur Käseralpe, mit ganz vielen tollen Kühen und Katzen und Pferden und Hunden, die bewundert werden konnten, leckerer Limo, und einem lustigen Fußballspiel („Ich bin nämlich Weltmeister!“). Wundervoll!panorama04-001-panorama04-009Der Rückmarsch bis zu den Rädern war problemlos, und auch die Rückfahrt gestaltete sich einfacher als gedacht. Das Tal ist nämlich gar nicht so flach, wie man denkt. Auf der Hinfahrt hielten wir uns noch für Schlaffis, weil wir auch auf den „flachen“ Stücken nur mühsam voran kamen, aber auf der Rückfahrt bemerkten wir dann, dass wir einer optischen Täuschung erlegen waren: Die Berge nebendran sind so steil, dass das Tal selbst komplett flach erscheint, obwohl es das nicht ist. Also konnten wir es kilometerweise auf dem Schotterweg mit Anhänger einfach ohne Triebeln laufen lassen.

Noch mal eine kurze Spielplatzpause auf dem tollen Spielplatz am Oytalhaus (Mit Kinderklo, auch erwähnenswert, und Wassereis ;-)). Für ältere Kinder und Erwachsene kann man dort auch Roller mieten, mit denen man abfahren kann. Wir machten uns natürlich mit den Leihfahrräden auf nach Oberstdorf. Als wir dort ankamen, hatten sich bedrohliche Wolkengebilde über dem Tal aufgetürmt, und es grummelte gewaltig, aber mit perfektem Timing verabschiedeten wir uns zurück nach Hinang.

Dort wurde noch im Garten mit der Wassertonne gespielt, Himbeeren gegessen, Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt, und dann war der Tag auch schon wieder rum. Naja, nicht ganz, der Liebste zog dann nochmal los, um ein paar Bilder vom Dorf zu machen.allgaeu_web_2014-017 allgaeu_web_2014-014 allgaeu_web_2014-013 allgaeu_web_2014-011

Allgäu 15.07.2014 – Faltenbachtobel, Seealpe

In guter Tradition gibt es in den kommenden Tagen hier häppchenweise das Urlaubstagebuch unseres diesjährigen Urlaubs zu lesen. Weil ich nämlich noch immer (vielleicht sogar immer mehr) begeistert davon bin, wie gut Wanderurlaub auch mit kleinen Kindern klappen kann. Ich bin nicht der Typ für Pauschalreisenstrandurlaub, das habe ich mit einem heiß ersehnten total verkorksten Urlaub auf Gran Canaria im Februar 2013 lernen müssen. Und so, wie es dieses Jahr im Allgäu lief, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir schon ganz bald mit den Kindern zu Fuß die Alpen überqueren (oder so…).

Auch wenn der Urlaub irgendwie schon am 11.07.2014 begann, war heute unser erster richtiger Tag im Allgäu. Am Wochenende waren der Liebste und ich noch in der Schweiz auf einer Hochzeit. Am Sonntag dann eine nebelverhangene Fahrt entlang/durch die Alpen ins Allgäu nach Hinang zum gleichen Hof, wo wir schon 2011 und 2013 urlaubten. Nach dem Wiedersehen mit den kleinen Menschen, die wir zwischenzeitlich bei den ziemlich genialen Großeltern geparkt hatten, gab es den obligatorischen Besuch bei den Wasserfällen. Am Montag war dann erstmal Organisationstag, also all die Sachen einkaufen, die wir in der etwas sehr hektischen Vorbereitung vergessen hatten. Da das Wetter auch sehr durchwachsen war, taten wir dem großen kleinen Menschen den Gefallen und gingen ins Spaßbad. Premiere für den Bombshell swimsuit. Spaßbadtauglich ist der nicht so richtig.

Heute also dann der erste richtige Urlaubstag. Und das Wetter wird langsam besser. Die Berggipfel hingen noch immer ziemlich im Nebel, aber zwischendurch kam dann auch immer wieder die Sonne durch. Da wir letztes Jahr die Erfahrung gemacht haben, dass Wandern dem großen kleinen Menschen besonders viel Spaß macht, wenn es steil bergauf geht, sind wir heute den Faltenbachtobelallgaeu_web_2014-001 rauf bis zur Seealpe (Mittelstation der Nebelhornbahn) gelaufen. Und wieder zeigte sich: steile enge felsige Pfade sind genau nach des großen kleinen Menschen Geschmack. Sobald wir auf breitere Schotterwege oder gar geteerte Straßen kamen, verlangsamte sich unser Tempo rapide. Der kleine kleine Mensch saß meist glücklich in seiner Kiepe, auf den breiten Schotterwegen wollte er aber dann lieber selber gehen und war dabei sogar schneller als der große kleine Mensch im Protestmodus. An der Seealpe angekommen machten wir eine ausgiebige Mittagspause und konnten den großen kleinen Menschen sogar noch zum weiter wandern auf dem Seealpe Rundweg motivieren.allgaeu_web_2014-002 Als von diesem Weg der Pfad hoch zum Höfatsblick abzweigte, wollte der große kleine Mensch allen Ernstes da rauf. Wir entschieden uns aber in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit dagegen, auch wenn wir es ihm zugetraut haben, dass er es bis oben schaffen würde. Aber der Rundweg entschädigte ihn mit einem Hochsitz und einer Hängebrücke, was schlussendlich sehr okay für ihn war.
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Der kleine kleine Mensch überraschte uns damit, dass er 2/3 des Rundweges (hauptsächlich bergauf) selbst lief und erst beim Abstieg irgendwann in die Kiepe wollte. Dass er gern zu Fuß geht, wussten wir ja, aber das war schon eine stramme Leistung für einen 2-jährigen.
Den Rückweg machten wir dann mit der Gondel.