So, wir haben es wieder getan. Susi, Alexandra und ich haben 34 andere Nähnerds nach Bielefeld gelockt, um mit uns gemeinsam das Wochenende durchzunähen.
Und nun sitze ich hier, einerseits noch total beseelt von der tollen Atmosphäre vor Ort, den tollen Frauen in dieser Vielfalt, die sich alle so unvoreingenommen und herzenswarm begegnet sind. Andererseits traue ich mich kaum, von diesem unfassbar tollen Ereignis zu schwärmen, weil es ganz offensichtlich Begehrlichkeiten weckt, denen ich mich nicht gewachsen fühle.
Wir haben schon im Vorfeld gemerkt, dass auch locker 50 Nähnerds dem Ruf nach Bielefeld folgen würden und haben Möglichkeiten diskutiert, wie wir diesen Wünschen nachkommen könnten. Wir haben uns seinerzeit, als wir die erste anNÄHerung planten, bewusst für einen überschaubaren Kreis entschieden. Urspünglich geplant waren 30 Plätze, 2014 waren es, wie auch 2015 schlussendlich 37 Frauen, die gemeinsam genäht, gefachsimpelt, gefeiert, ermutigt, gelacht und geflucht haben. Und mit diesen 37 Personen und geschätzt 50 Nähmaschienen, 3 Bügelbrettern, 1 Spiegel, 1 Schneiderpuppe, 1 Dampfdingsi, 2 Pinnwänden, 1 Getränkekühlschrank und 1 Wühltisch war der größte Seminarraum, den die Jugendherberge zu bieten hat, einfach auch voll. Also überlegten wir im Vorfeld, ob es vielleicht sinnvoll wäre, den nächstkleineren Seminarraum noch mit dazu zu nehmen, um noch mehr Teilnehmerinnen akzeptieren zu können. Wir haben uns dagegen entschieden. Es wäre einfach nicht das gleiche, wenn es noch einen Nachbarraum gäbe. Man hätte ständig das Gefühl, man könnte was verpassen. Viele haben berichtet, dass sie die Zeit intensiv zum nähen genutzt haben und es schade finden, nicht mehr mit anderen in Interaktion getreten zu sein. Ich glaube aber, dadurch, dass wir alle in einem Raum waren, gab es auch viel passive Interaktion. Die wäre bei einem 2. Raum in 2 Lager geteilt. Und auch in den festen Pausenzeiten (Frühstück, Mittagessen, Abendessen) gab es durch die begrenzte Gruppengröße die Möglichkeit, wirklich mit jeder mal am Tisch gesessen zu haben. Das hat sich ganz automatisch so ergeben und fühlte sich sehr natürlich an.
Hinzu kommt, dass es eben auch organisatorisch einen Unterschied macht, ob man von 37 Frauen Anmeldungen abheftet, die Zahlungseingänge kontrolliert, Listen mit Essenswünschen, Zimmerbelegung, etc erstellt, Namensschilder eintütet (Danke an Antonia und Antje, die das diesmal während der Autofahrt erledigten!), und und und, oder ob man das für 50 Personen tut. Für 37 ist das ein überschaubarer Aufwand, den ich gemeinsam mit Susi und Alexandra gerne betreibe. Und das Lob, das man jetzt bei all den Rückblicken lesen kann, tut gut und gibt uns Recht, dass wir die Orga gut gemacht haben. Ob das bei noch mehr Personen der Fall wäre? Ich möchte es, ehrlich gesagt, gar nicht ausprobieren.
Wenn man sowas zu dritt in seiner Freizeit organisiert, ist es eigentlich wirklich nicht viel Aufwand, vor allem, wenn man es häufiger als einmal macht. Ich schreibe in den nächsten Tagen mal auf, was wir so grob gemacht haben in der Hoffnung, noch andere anzustiften, Ableger der Bielefelder anNÄHerung zu organisieren, damit noch viel viel mehr Menschen in den Genuss dieser wirklich tollen Veranstaltung kommen. Ich glaube nämlich nicht, dass nur wir das organisieren können. Und ich bin auch gerne bereit, Fragen zu beantworten.
Wie wir die Anmeldung für nächstes Jahr organisieren, wissen wir noch nicht. Das werden wir in den nächsten Wochen mal miteinander bequatschen. Und bis dahin wäre ich dankbar, wenn der Hype wieder etwas abflauen würde. Ich habe schon jetzt bereits den Überblick verloren, wer sich wo über welchen Kanal „angemeldet“ hat.
So, lange Vorrede, ich weiß. Jetzt mein Rückblick.
Nachdem Antonia und ich letztes Jahr zu zweit das Auto ziemlich voll geladen hatten, wussten wir diesmal, was wir zu Hause lassen konnten und haben stattdessen Antje mitgenommen. Das war ein guter Tausch! Wir kamen super durch auf der Autobahn und waren sehr früh in Verl beim Marc Aurel Outlet, wo ich es schaffte, mich stofftechnisch wirklich zurück zu halten. Nur ein wirklich toller Wollstrick, ein grauer Baumwollstoff und 1 m Futter durften mit. Außerdem noch ettliche Meter Ripsband, Einfassgummi, Garn und Knöpfe. Und dann sah ich da noch ein Paar wunderschöne Lackschuhe stehen. Für 20 Euro, weil schon getragen. Von einem Model bei einer Modenschau.
Schon dort trafen wir ein paar andere Teilnehmerinnen, die ich vom letzten Jahr kannte bzw regelmäßig beim Kölner Nähnerdstammtisch treffe.
Die Ankunft in der Jugendherberge war viel weniger aufregend und viel mehr freudiges Wiedersehen als beim letzten Mal. Schön!
Ich hatte mir diesmal ein weniger aufwändiges Projekt vorgenommen. Simplicity 2403. Schon zweimal genäht, Schnitt angepasst, das sollte sicher in 2 Tagen fertig zu nähen sein. Vor allem, weil der Stoff für Ärmel nicht mehr reichte. Auch wenn ich vorsichtshalber noch ein Backupprojekt mitnahm, ich habe es nicht angefangen. Aber ich wurde fertig mit dem Kleid! Yeah!!! Faszinierend, dass ich auch beim dritten Mal nähen noch immer was anpassen musste. Aber dank Antonias Hilfe war das viel schneller erledigt, als wenn ich da allein vor dem Spiegel rumgehühnert hätte.
Und auch ich bin voller Liebe für mein Paspelfüßchen. So gleichmäßig hab ich noch nie eine Paspel angenäht (okay, so oft hab ich ja sowieso noch keine Paspel angenäht). Liebe Nähmaschinenhersteller, solltet ihr einen sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach Paspelfüßchen feststellen: Dankespost und weitere Nähfüßchen, die wir dann anpreisen können bitte an uns 😉
Den Reißverschluss musste ich zwar trotzdem 1 mal raustrennen, aber im Vergleich zu meiner unfassbar geduldigen Nachbarin Antonia, die 4 (!!!) mal die Ärmel aus ihrem Kleid (flutschige Viskose, ich wäre wahnsinnig geworden) kann ich mich da wirklich nicht beklagen! Und nun passen die Nähte auch annähernd perfekt.
Montag nahm ich mir nach einem Blick in den Kalender (keine Besprechungstermine \o/) spontan frei, da dieses Wochenende einfach doch sehr viele Eindrücke, sowohl körperlich (gähn) als auch seelisch hinterlassen hatte und ich so sehr viel sanfter wieder in der Realität landete. Nächstes Jahr nehme ich mir von vornherein Freitags und Montags frei!
Montag nähte ich dann auch noch schnell das nicht umgesetzte Zweitprojekt, so dass ich also unter das ärmellose Kleid nun auch ein adrettes Langarmshirt mit Blusenmanschetten ziehen kann.
Ich weiß, es klingt, als wären wir auf irgendeinem Erweckungswochenende einer obskuren Sekte gewesen. Aber es war wirklich einfach so unfassbar flauschig, wie es alle beschreiben. Liebe Teilnehmerinnen, es war mir eine große Freude, diese Insel der Flauschigkeit gemeinsam mit den weltbesten Schwestern im Geiste Alexandra und Susi, für euch organisiert und verbracht zu haben. Ihr alle habt es zu dem gemacht, was es war: Ein rauschhaftes, unglaublich motivierendes und zugewandetes Wochenende!
All die andern Lobhudeleien sammelt Alexandra.