Eigentlich wollte ich am Mittwoch im Rahmen des MeMadeMittwoch meine Gedanken zu #waagnis aufschreiben. Aber dann kamen mir verschiedene Dinge dazwischen und dann war es so spät, dass ich dringend ins Bett musste. Dabei hätte es so gut gepasst!
Im Laufe des Mittwoch entsponn sich auf Twitter nämlich eine Diskussion rund um die #waagnis Aktion, die sehr gut zum MeMadeMittwoch passt. Im Wesentlichen ging es darum, dass das Waage aussetzen ja nicht viel bringen würde, weil sich Körpernormierung gar nicht hauptsächlich an dieser einen Zahl, die die Waage anzeige, festmache, sondern spätestens beim Klamottenkauf würde eine es wieder knallhart vor Augen geführt bekommen, wie ein weiblicher Körper gefälligst zu sein habe. Ich bin ja mittlwerweile der Meinung, dass wirklich niemand in Konfektionskleidung rein passt, auch nicht, wenn der BMI theoretisch perfekt zu Kleidergröße 36 passt. Ich hatte ein selbstgenähtes Kleid an, welches zwar auch nicht perfekt sitzt, aber in dem ich mich pudelwohl fühle. Denn ich hatte einiges am Originalschnitt geändert, damit das Kleid zu meinem Leben passt. Und die unperfekte Passform ist nicht dem Diktat der Textilindustrie geschuldet, sondern schlicht der Tatsache, dass ich noch übe. Und der Tatsache, dass eine, wenn sie sich erstmal auf maßgeschneiderte Kleidung eingelassen hat, schon kleinste Passformabweichungen bemerkt.
Seit ich bei meinen Eltern ausgezogen bin, habe ich keine Waage mehr besessen. Aber auch ohne Waage weiß ich natürlich sehr gut, dass ich seither ettliche Kilogramm zugenommen habe. Denn an der zu eng gewordenen Kleidung merke ich es sowieso. Seit der Pubertät entspricht mein Körper nicht der gängigen Norm. Trotzdem habe ich bisher keine Diät gemacht. Ich bin Hedonistin, ich kann sowas nicht. Sport mache ich nur, wenn ich Lust darauf hab. Und trotzdem vergeht kein Tag, an dem ich nicht in den Spiegel schaue und an mir rummäkel. Und ich glaube, das kommt hauptsächlich davon, dass ich mich der medialen Präsenz dieser Körpernormierung natürlich nicht entziehen kann. Ich habe diese Bilder im Kopf, wenn ich in den Spiegel schaue und was ich dann sehe, lässt sich natürlich nicht damit in Einklang bringen. Es ist nun wirklich keine Neuigkeit, dass wir tagtäglich mit Phantasiebildern von angeblichen Menschen bombadiert werden. Und das wirkt, obwohl ich weiß, dass es Phantasiebilder sind. Und hier kommt nun der MeMadeMittwoch ins Spiel. Denn dort kann ich jede Woche ein stückweit meine Sehgewohnheiten an die Realität anpassen. Und ich kann mir Inspirationen für Kleidung holen, die zu mir passt. Meike nennt das Kopfkleiderschrank. Ich glaube, so weit bin ich noch nicht, vielleicht werde ich nie soweit kommen, weil ich eine elende Eklektizistin bin. Aber die Existenz eines gewissen Plans, was meine Garderobe angeht, kann ich natürlich nicht leugnen. Und es fühlt sich gut an, dass ich dabei nicht mehr davon abhänge, das anzuziehen, was andere mir vorsetzen. Denn ja, die Waage auszusetzen kann wirklich nur ein Anfang sein. Dass das Selbernähen von Kleidung nicht die Lösung für alle ist, ist mir auch klar. Nicht jede hat diese Fähigkeiten, hat die Zeit oder das Geld (ja, bei H&M, C&A und Konsorten gibt es Kleidung, die ist so billig, das unterbietet selbst die günstigsten Materialkosten, die eine Hobbyschneiderin bezahlen muss), Kleidung selbst zu nähen. Für mich bedeutet es aber eben, dass ich in der Lage bin, die Kleidung zu tragen, die zu mir passt und nicht bei jedem Klamottenkauf gefrustet zu sein und daran erinnert zu werden, dass die Konfektion sich an Durchschnittswerten orientiert, von denen ich in beide Richtungen abweiche. Eigentlich ist das aber ein netter Nebeneffekt des Umstandes, dass ich etwas tue, was mir einen Heidenspaß macht!
So, viel was anderes, als Meike, Cat oder Stella gesagt haben, habe ich jetzt nicht, aber ich fand es wichtig, dass ich das für mich, ähnlich unstrukturiert wie Cat, aufschreibe. Und der Aspekt mit dem Ändern der Sehgewohnheiten ist definitiv das zentrale Element, weshalb ich den MeMadeMittwoch so empanzipatorisch für mich empfinde.
Eklekitizistin…das bin ich auch.grandioses Wort.und guter Artikel zum Thema.
Zu diesem Thema könnte man ein mindestens 3 stündiges Seminar verantstalten, weil es in unglaublich viele bereiche hineinfliesst.
LG
Stella
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